Das Jakobus-Theater feiert mit einer neuen Komödie sein Comeback

Ein virtuelles Interview mit Carsten Thein

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Teresa • Juli 2020

Das Jakobus-Theater meldet sich aus der gezwungenermaßen spielfreien Zeit mit der Komödie „Mehr high als frei" von Alexandra Maxeiner zurück. Wir haben mit dem stellvertretenden Leiter, Carsten Thein, über das neue Stück, die vergangenen Wochen und bevorstehende Projekte gesprochen…

Unser Stargast: Carsten Thein ist hauptberuflich Lehrer am Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium Durmersheim. Neben den klassischen Fächern Mathematik und Physik unterrichtet er dort auch das Schulfach "Literatur und Theater", das für ihn seinen Beruf und seine Leidenschaft ideal miteinander verbindet. Er ist der stellvertretende Leiter des Jakobus-Theaters, steht regelmäßig selbst auf der Bühne und leitetet zusammen mit Caroline Scheringer das junge Ensemble act.TEEN des Jakobus-Theaters.

Carsten Thein; © Frank Thissen

Lang war die (gezwungenermaßen) spielfreie Zeit für die Karlsruher Theater! Wie habt Ihr sie zur Vorbereitung neuer Stücke/Projekte nutzen können?

Nach dem wir uns vom ersten Schock erholt hatten und klar wurde, dass an eine recht zügige Wiederaufnahme des Spielbetriebs nicht zu denken sein würde, haben wir viele für die Sommerpause geplante Renovierungen und Umbauten vorgezogen. Alles was geplant war, war dabei auf Grund der prekären Finanzsituation nicht möglich, aber durch das große Engagement unserer Mitglieder konnten wir doch einiges realisieren. So wurden die Verkabelungen in unserer Technik neu gemacht, alle Innenräume gestrichen und ein neues Ordnungs- und Aufbewahrungssystem für unser Werkzeug geschaffen. Das alles in sehr kleinen Teams, unter Einhaltung der Abstände und geltenden Hygienemaßnahmen. Durchaus eine Herausforderung, aber wir sind stolz darauf, was wir alles in dieser Zeit erreicht haben.

Am 10. Juli feierte die Komödie „Mehr high als frei“ Premiere. Worum geht es in diesem Stück und wie viel Vorbereitungszeit steckt dahinter?

In der Komödie "Mehr high als frei" treffen zwei Ehepaare im Wohnzimmer des möglicherweise zukünftigen Chefs aufeinander. Es stellt sich heraus, dass dieser zwei Bewerber für den Posten als Marketingleitung seiner Burgerkette eingeladen hat und diese im Rahmen eines gemeinsamen Wochenendes auf Herz und Nieren prüfen will. Die Tatsache, dass er gar nicht auftaucht, da sein Flieger nicht abheben kann, der versprochene Schlüssel zur Tür nicht unter der Matte lag und sich die beiden Bewerber so gar nicht friedlich und kollegial begegnen wollen, sorgt schnell für Turbulenzen.

Als klar war, dass die Theater ab Anfang Juni wieder proben und vor Publikum spielen dürfen, haben wir überlegt, wie wir möglichst schnell wieder starten können. Eine unserer bisherigen Produktionen wieder aufzunehmen kam nicht in Frage, da die damals - auch auf der Bühne - noch geltenden Abstandsregeln eine massive Änderung der Inszenierungen verlangt und den Genuss für den Zuschauer - gelinde gesagt - nicht gerade verbessert hätten. Daher haben wir ein neues Stück, mit kleiner Besetzung, gewählt und dies innerhalb von vier Wochen (bei 5-6 Proben die Woche) mit unserem Regisseur Carsten Dittrich umgesetzt. Von Anfang an lag dabei das Augenmerk auf einer Inszenierung mit Abstand, die bei diesem Stück erstaunlich gut funktioniert und auch natürlich wirkt. Zwar ermöglicht die abstandbedingte Reduzierung der Zuschauerzahl auf 30 (statt der üblichen 70) keinen wirtschaftlichen Betrieb, aber wir wollen unser Publikum nicht mehr länger warten lassen!

Szene aus der Komödie "Mehr high als frei"; © Jakobus-Theater

Szene aus der Komödie "Mehr high als frei"; © Jakobus-Theater

Was haben Sie an der Arbeit im Theater am meisten vermisst?

Für viele von uns ist das Jakobus-Theater eine zweite Familie und ein wichtiger Teil des eigenen Freundeskreises. Somit hat mir die gemeinsame Arbeit mit all diesen Leuten wahnsinnig gefehlt. Theater lebt vom Miteinander und vom Live-Erlebnis gemeinsam mit dem Publikum und das kann kein Videostream oder Ähnliches ersetzen.

Am 31. Juli und am 2. August wird „Mehr high als frei“ auch als Open-Air-Stück im Rahmen des Ettlinger Kultursommers aufgeführt. Ist es sehr ungewohnt, statt im Theaterhaus nun unter freiem Himmel zu spielen?

Wir haben vor einigen Jahren schon mal Open-Air auf der schwimmenden Bühne im Karlsruher Rheinhafen gespielt, was damals ein unglaublich beeindruckendes Erlebnis war. Open-Air zu spielen ist tatsächlich deutlich anders als bei uns im Haus. Dort spielt man in einer sehr intimen Atmosphäre naher am Publikum, während man unter freiem Himmel für eine viel größere Entfernung spielen muss. Das wirkt sich sowohl auf die Stimme als auch auf die Körperlichkeit der Darsteller aus. Wir würden gerne öfter Open-Air spielen, aber der organisatorische Aufwand ist für uns alleine einfach zu groß. Daher haben wir uns über das Angebot von Marcus Neumann von der Kulisse Ettlingen sehr gefreut und hoffen auf zwei tolle Sommerabende mit vielen Zuschauern.

Szene aus der Komödie "Mehr high als frei"; © Jakobus-Theater

Szene aus der Komödie "Mehr high als frei"; © Jakobus-Theater

Welche weiteren Projekte stehen für 2020 im Jakobus-Theater an? Ein Vögelchen hat gezwitschert, Ihr plant da ein neues Format…

Wir hoffen, dass wir mit Beginn der neuen Spielzeit die im April entfallene Premiere unseres dieses Jahr neu gegründeten jungen Ensembles act.TEEN nachholen können. In der Coming-Of-Age-Komödie "Fehldiagnose - Warum Liebe nicht wie Blinddarm ist" steht dabei eine typische Studenten-WG im Fokus des Geschehens. Da sich immer viele interessierte neue Spielerinnen und Spieler Anfang 20 bei uns melden, wir aber gar nicht alle in unseren normalen Jakobus-Produktionen unterkriegen, haben wir dieses junge Ensemble geschaffen um neue Talente fördern zu können und unser Stammensemble nachhaltig zu erweitern. Zudem arbeiten wir mit zwei jungen Filmemachern zusammen, die mit dem Ensemble verschiedene Videoclips gedreht haben, die im Laufe der Theaterhandlung die Vorgeschichte der Protagonisten erzählen.

Vielen Dank für das Interview, Herr Thein! Wir freuen uns auf tolle Vorstellungen und weitere spannende Projekte des Jakobus-Theaters!

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Mehr Infos gibt's beim Interview mit dem Schwarzwaldradio: