Die Kunsthalle Karlsruhe auf vielseitige, analoge und digitale Weise entdecken

Ein virtuelles Interview mit Florian Trott

Zum Interview

Katja & Teresa · Juni 2020

In Zeiten von Corona gilt es für die Kultureinrichtungen umzudenken und Ihren Besucher*innen neben den analogen Angeboten ein digitales Erlebnis zu ermöglichen. Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe fährt schon länger auf der digitalen Schiene und bietet neben einer umfassenden Digitalen Sammlung mit digitalisierten Werken von über 800 Jahren Kunstgeschichte, einem Kunsthallen-Blog, dem Podcast Kunstgedanken nun auch ein neues Online-Projekt namens „Art of…“ an, das einen ganz besonderen Zugang zu den Kunstwerken schaffen soll. Und nicht nur auf dieses neue Angebot dürfen wir uns freuen, denn die Kunsthalle eröffnet ab dem 30. Juni 2020 die neue Ausstellung „Systemrelevant?“, die gesellschaftliche Krisen thematisiert und somit auf die jetzige Corona-Pandemie reagiert. Was uns genau mit den neuen - sowohl analogen als auch digitalen - Angeboten der Kunsthalle erwartet, hat uns Kommunikationsleiter Florian Trott erzählt…

Unser Stargast: Florian Trott ist Pressesprecher und Kommunikationsleiter der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe und leitet gleichzeitig das neue Online-Projekt "Art of…".

Florian Trott

Am 30. Juni wird die Ausstellung "Systemrelevant?" eröffnet. Worauf können sich Besucher/innen freuen und in welcher Form wird die Ausstellung präsentiert (dialog/analog)?

Bei "Systemrelevant? Dass und wie wir leben" handelt es sich um eine Sonderpräsentation, mit der die Kunsthalle auf die aktuelle Situation reagiert. Wir verstehen das Projekt als Beitrag zur Debatte darüber, welche Aspekte und Aufgaben unserer Gesellschaft systemrelevant sind. Während der Covid-19-Pandemie wurden jene Branchen und Berufsgruppen als systemrelevant definiert, die die Versorgung des Gemeinwesens mit lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen garantieren, dazu zählen etwa die Bereiche Gesundheit, Ernährung und öffentliche Sicherheit. Dadurch ist die Frage entstanden, ob alle anderen Bereich system-ir-relevant sind. Tatsächlich hat die Pandemie gezeigt, was uns Menschen und der Gesellschaft alles fehlt, wenn die Dinge wegfallen, die unser Leben ausmachen, wie eben Kunst und Kultur oder Sport und andere gesellschaftliche Aktivitäten. 
Die Ausstellung zeigt Werke aus der Sammlung der Kunsthalle, die Krisen thematisieren. Die Bilder werden vereinzelt an den Wänden hängen, damit übertragen wir das aktuell gebotene Social Distancing auf die Ausstellungsgestaltung. Im Digitalen wird die Sonderpräsentation mit Blogbeiträgen begleitet. Und natürlich freuen wir uns auf Reaktionen unserer Besucher*innen, die ihre Eindrücke unter #kunsthallexsystemrelevant teilen können.

Die Ausstellung beginnt am 30.Juni; © Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

© Staaatliche Kunsthalle Karlsruhe; Foto Norbert Miguletz

"Systemrelevant" soll die Besucher/innen zum Nachdenken anregen. Was hat es mit dem Ausstellungstitel auf sich und welche Botschaft möchte die Ausstellung vermitteln?

Die Sonderpräsentation soll ein Beitrag zur laufenden Debatte sein. Wir haben Menschen - aus systemrelevanten und scheinbar nicht-systemrelevanten Bereichen - gebeten, ihre Gedanken zur Pandemie und zu den Folgen für unsere Gesellschaft aufzuschreiben. Zu Wort kommen Künstler*innen und Philosoph*innen ebenso wie KITA-Erzieher*innen oder Supermarkt-Kassierer*innen. Ich denke, hier wird es viele Ansatzpunkte zum Nachdenken und diskutieren geben.

Und auch das digitale Format "Art of..." steht in den Startlöchern! Was genau können wir uns darunter vorstellen und wann geht das Projekt online?

Mit  "Art of..." hat die Kunsthalle ein Projekt entwickelt, das ganz unkonventionelle und kurzweilige Zugänge zum Thema Kunst ermöglicht. Wir möchten damit vor allem eine junge Zielgruppe ansprechen. Das Projekt beseht aus drei Bausteinen:  Art of Wasting time, Art of Creating Stuff und Art of Chit-Chatting. Bei Art of Wasting Time kann ich zu ganz unterschiedlichen Alltagsthemen herausfinden, was für ein Typ ich bin: Welche Morgenroutine passt am besten zu mir, welcher Barttyp bin ich etc. Art of Creating Stuff lädt dazu ein, selbst kreativ zu werden und mit Kunstwerken aus der Kunsthalle eigene Produkte zu gestalten. Art of Chit-Chatting bietet Unterhaltsames rund um die Kunsthalle, überraschende Blicke hinter die Kulisse und ungewöhnliche Informationen zu Werken der Sammlung. Ab Mitte Juli geht das Projekt in drei Phasen online. 

Filmstill: Agentur Triebfeder; © Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Digitale Wege ins Museum; © Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Schon seit einigen Jahren setzt sich die Kunsthalle intensiv mit den Chancen der Digitalisierung auseinander. Was bedeutet es für die Kunsthalle immer mehr mit digitalen Formaten zu experimentieren?

Mit der Entwicklung von digitalen Angeboten geht es uns darum, unseren Bildungauftrag, den wir als öffentliche Einrichtung haben, auch im Digitalen zu erfüllen. Mit den digitalen Formaten möchten einen breiten Zugang zur Kunsthalle ermöglichen, so auch für Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen vielleicht nicht die Möglichkeit haben, vor Ort das Haus zu besuchen. Digitale Angebote bieten zudem Möglichkeiten, die analoge Vermittlungsformate niemals bieten können, wie etwa bei Werken bis in kleinste Detail heran zoomen und Dinge zu entdecken, die beim bloßen Betrachten mit dem Auge vor Ort nicht möglich wären. Wichtig ist, dass wir analoge und digitale Angebote nicht als Konkurrenz verstehen, sondern als eigenständige Vermittlungsformen, die sich gegenseitig ergänzen. 

Welche digitalen Formate gibt es außerdem auf der Webseite der Kunsthalle zu entdecken? Welche digitalen Projekte sind für die Zukunft geplant?

Ein Blick auf die Website der Kunsthalle lohnt sich immer. Ich möchte an dieser Stelle nur zwei Projekte erwähnen: den Podcast "Kunstgedanken" und das Angebot "Mit anderen Worten..." mit dem wir zwei Buch- und Ausstellungsprojekte ins Digitale überführt haben. Einfach mal reinschauen und reinhören. Auf unseren Social Media Auftritten wie bei Facebook, Instagram und Twitter gibt es täglich Neues aus der Kunsthalle.
Die Kunsthalle wird ja Mitte 2021 baubedingt schließen. Für die mehrjährigen Schließzeit werden wir verschiedene Angebote planen, es bleibt also spannend.

Foto einer vergangenen Podcastaufnahme

Das Cover des Podcasts der Kunsthalle Karlsruhe; © Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Vielen Dank für das Interview, lieber Herr Trott! Wir freuen uns schon auf einen tollen Ausstellungsstart und weitere Formate !

Die Staatliche Kunsthalle hat für Sie geöffnet! Auf unserer Wiedereröffnungseite finden Sie alle relevanten Informationen, die für Ihren Besuch wichtig sind!

Bleiben Sie gesund, tanken Sie Kultur - sowohl analog als auch digital - und unterstützen Sie dabei Ihre lokale Kulturszene!

Hier geht es um zum Interview mit dem Schwarzwaldradio: