NEOBIOTA - Natur im Wandel

Zur Geschichte

Natalie - Dezember 2021

Der aktuelle und historische Wandel in der Natur ist das Thema der Großen Landesausstellung „Neobiota“, die derzeit im Naturkundemuseum Karlsruhe zu sehen ist. Waschbär, Riesenbärenklau, Tigermücke - immer mehr neue Arten scheinen in unsere Breiten zu gelangen, aber nicht alle erweisen sich als unproblematisch. Doch was verbirgt sich hinter Begriffen wie Neobiota, einheimische und invasive Arten, Rückkehrer? Wie sieht es aus mit dem Wechsel in der Zusammensetzung der Arten am Oberrhein? Und wie könnte es in Zukunft weitergehen? Diese Fragestellungen stehen im Zentrum der Ausstellung. Ich war dort, bin den Fragestellungen auf den Grund gegangen und werde mit Euch ein paar Exponate als kleinen Vorgeschmack teilen…

Natur im Wandel und die Region Oberrhein

In einer immer stärker vernetzten Welt reisen viele Tier- und Pflanzenarten, aber auch Pilze und Bakterien mit Hilfe des Menschen um die ganze Welt. Der Region am Oberrhein im Südwesten Deutschlands kommt dabei eine besondere Rolle zu, denn hier werden neue Arten häufig zuerst gefunden. Die milden Temperaturen und das Aufeinandertreffen wichtiger Verkehrswege wie Straßen oder Flüsse machen die Oberrheinregion zu einem Hotspot des Wandels der Natur. In acht Themenbereichen wird ein umfassender Überblick über dieses spannende Thema vermittelt. Eigens angefertigte Präparate und außergewöhnliche Großmodelle in einer atmosphärischen Inszenierung laden zu einem erlebnisreichen Rundgang ein. Einige der Stationen werde ich Euch im Folgenden vorstellen. Seid gespannt!

Alles heimisch?

Im Eingangsbereich der Ausstellung werde ich direkt von stimmungsvoll illuminierten Exponaten in die Ausstellung hineingezogen. Klatschmohn, Luchs und Reh - anhand von ausgewählten Tieren und Pflanzen werden die wichtigsten Begriffe erläutert. Alles interaktiv versteht sich, denn ich werde sofort dazu eingeladen, Objekte, wie das Fell eines Rehs, anzufassen. Eckpunkte, an denen Begriffe wie einheimische Arten, Archäobiota oder Neobioata festgemacht werden, sind beispielsweise das Ende der letzten Kaltzeit, der Beginn der Sesshaftwerdung und Landwirtschaft in der Jungsteinzeit, die Expansion des Römischen Reiches und das Zeitalter der europäischen Entdeckungen ab 1492. Zu viel möchte ich an dieser Stelle aber nicht verraten.

Kulturfolger – Der Mensch im Fokus

Weiter geht´s! Im nächsten Bereich steht die Rolle des Menschen bei der Verbreitung von Arten im Mittelpunkt. Bereits seit der Jungsteinzeit wurde die Landschaft verändert, um freie Flächen für die Landwirtschaft zu gewinnen, und so entstand neuer Lebensraum für viele Arten. Ich erfahre, dass die frühen, Ackerbau betreibenden Kulturen neue, domestizierte Tiere und Pflanzen einführten. Mit der Vorratshaltung und den Siedlungen kamen Nutznießer wie Hausmaus oder Hamster.

Apropos Vorrat? Was kam eigentlich bei den Römern auf den Tisch? Die römische Lebensart wurde nach Germanien importiert und bereichert heute noch unseren Speiseplan – von Weinreben über Salat, Knoblauch und Obst. „Huhn à la Fronto“ – so lautet der Name eines römischen Gerichtes, welches ich an einer Mitmachstation virtuell selbst zusammenstelle. Mittels QR-Code kann ich das Gericht auf meinem Smartphone speichern und später nachkochen. Schlemmen, wie die Römer. Da bin ich aber mal gespannt!

Ja, wo kommt ihr denn her?

Im nächsten Raum erfahre ich, wie unterschiedlichste Tier-, Pflanzen und Pilzarten aus der ganzen Welt immer noch zu uns gelangen. Die meisten Arten, die sich dauerhaft bei uns ansiedeln, stammen aus Nordamerika, den gemäßigten Klimazonen Asiens und aus anderen Teilen Europas. Einige hat der Mensch absichtlich eingeführt, wie beispielsweise den Waschbären. Manche Lebewesen kommen aber auch versteckt in Handelswaren oder über Flugzeuge, Schiffe und Autos zu uns, denn Parasiten und Krankheitserreger reisen verborgen in ihrem Wirt mit. Nicht zuletzt spielt der menschengemachte Klimawandel eine Rolle: Steigende Temperaturen ermöglichen zum Beispiel wärmeliebenden Arten das Vordringen in neue Gebiete.

Wald im Wandel

Der nächste Bereich der Ausstellung ist dem Wald gewidmet, der besonders unter dem aktuellen Klimawandel sowie unter parasitären Pilzen und schädlichen Insekten leidet. Hier bekomme ich einige Beispiele einheimischer und neuer Baumarten zu sehen. Die immer häufigeren Temperaturextreme und Dürren schwächen insbesondere Wirtschaftsforste mit Monokulturen. Am Oberrhein sind aber auch schon die Buchen betroffen. Doch was können wir tun, um den Wald zu erhalten? Liegt die Lösung im Anpflanzen gebietsfremder Arten oder bei einheimischen Bäumen, die den neuen Bedingungen standhalten können? An einer weiteren interaktiven Station, begebe ich mich auf die Suche nach dem Wald von morgen…

Rückkehrer – Kommt der Wolf?

Fremd oder heimisch? Bei der nächsten Station finde ich heraus, in welche Schublade die in der Vergangenheit in Deutschland ausgerotteten Rückkehrer wie Luchs, Biber und Wolf gehören. Einige Arten finden nun nach langer Abwesenheit ihren Weg zurück. Ihre Anwesenheit ist jedoch nicht immer willkommen. Über kaum ein Tier wird in Deutschland so kontrovers diskutiert wie über den Wolf. Uralte Ängste und unterschiedliche Interessen stoßen bei ihm als scheinbar unüberwindbare Gegensätze aufeinander. Hier lerne ich, dass die Ära des Wolfs auf dem Gebiet des heutigen Baden-Württembergs Ende des 19. Jahrhunderts zu Ende ging, bis im Juni 2015 vereinzelt Wölfe in der Region entdeckt wurden. Ich frage mich, ob ich in der Natur mal einen zu sehen bekommen werde?

Ausblick und Fazit

Wie geht es weiter? Der Wandel in der Zusammensetzung der Artenvielfalt Baden-Württembergs wird sich auch in Zukunft fortsetzen. Die Globalisierung wird wahrscheinlich zu einer noch engeren Vernetzung zwischen den Kontinenten führen und viele Arten um die Welt reisen lassen. Manche Neulinge werden sich als Bedrohung, andere als Bereicherung unserer Artenvielfalt erweisen. Abschließend kann ich sagen, dass die Ausstellung mich wirklich mitgerissen hat und sich ein Besuch mit Sicherheit lohnt! Mir war zum Beispiel nicht bewusst, dass der Region Baden-Württemberg eine solch bedeutende Rolle bei der Verbreitung neuer Tier- und Pflanzenarten zukommt. Die Natur werde ich, Dank der Ausstellung, bei meinen nächsten Spaziergängen sicherlich mit anderen Augen wahrnehmen.

Ergänzend zur Ausstellung gibt es zahlreiche Möglichkeiten, dem Thema auf verschiedenste Weise auf den Grund zu gehen: Filme und Tierstimmen, Riech- und Hörstationen und Objekte zum Anfassen lassen die Ausstellung mit allen Sinnen erleben. Mitmachstationen und digitale Spiele laden Groß und Klein dazu ein, selbst aktiv zu werden. Worauf wartet Ihr also noch? Schaut vorbei… :)

Neobiota – Natur im Wandel

Bis zum 11.09.2022 im Naturkundemuseum Karlsruhe 

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Freitag: 9.30 – 17 Uhr

Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 10 – 18 Uhr