Inventing Nature - Pflanzen in der Kunst

Ausstellung zum 175. Geburtstag der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe

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Katja · September 2021

In Zeiten von Klimawandel und den daraus resultierenden Waldbränden, Überschwemmungen oder Stürmen beschäftigt uns die Beziehung zwischen Mensch und Natur mehr denn je. Mit der Ausstellung „Inventing Nature – Pflanzen in der Kunst“ möchte die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe den Besucher*innen dieses zwiespältige Verhältnis zur Welt der Pflanzen näherbringen und gibt mit 150 historischen und zeitgenössischen Werken von 80 Künstler*innen einen facettenreichen Einblick in die Pflanze-Mensch-Beziehung. Die Gemälde, Grafiken, Zeichnungen, Fotografien, Video­ Kunst, Installationen und Skulpturen nehmen Euch mit auf eine Zeitreise durch 500 Jahre Kunstgeschichte. Ich war bereits dort und teile mit Euch meine persönlichen Eindrücke zur Ausstellung.

Von erblühender bunter Blumenpracht…

Farbenfrohe Blütenpracht soweit das Auge reicht! Zu Beginn der Ausstellung kann ich mich an den schönen Natur-Gemälden kaum sattsehen. Pflanzen sind allgegenwertig in der älteren Kunst. Aus Landschafts- und Stillleben-Malerei oder auch als Dekoration in Porträts sind sie nicht wegzudenken. Beim Gang durch die Ausstellung stoße ich auf das Werk „Malvenstrauß“ von Henri Fantin-Latour aus dem Jahr 1882. Der dargestellte drapierte Blumenstrauß wirkt elegant und natürlich zugleich. Ein weiteres Blumenstilleben wird mit den zeitgenössischen Gemälden „Roses 4“ und „Tulpis“ (2001) von Liliane Tomasko gezeigt, die die Blumenarten zu verschiedenen Jahreszeiten beim Blühen und Verblühen veranschaulichen. Deutlich wird hier gemacht, dass die Pflanzen selbst im welken Zustand ihre Schönheit und intensiven Farben nicht verloren haben.

Auch heutzutage finden wir uns in Orten der Natur wieder und entdecken prachtvolle Blumenlandschaften, z.B. in Botanischen Gärten, Parks oder Wäldern. Schon damals waren Künstlerinnen und Künstler fasziniert von der Natur und ließen sich von ihr inspirieren. Wusstet Ihr übrigens, dass bereits im Mittelalter Natur und die Pflanzenwelt beliebte Motive in der christlichen Ikonografie waren? Nähere Einblicke dazu, in die Landschafts- und Naturdarstellungen von der Antike bis zur Neuzeit oder in die Europäische Gartenkunst bekommt Ihr im Kunsthallen-Blog.

"Malvenstrauß" von Henri Fantin-Latour (1882)

"Tulpis" von Liliane Tomasko (2001)

…bis hin zu sterbender Natur

Gerade weil die Natur so wichtig für uns Menschen ist, weisen die Exponate der Ausstellung „Inventing Nature“ immer wieder darauf hin, dass es an uns liegt, diese zu bewahren, und weckt unser Umweltbewusstsein. Aktueller denn je thematisieren die Kunstwerke Naturkatastrophen wie Unwetter, Ausrodung oder Austrocknung, um begreifbar zu machen, wie wichtig es ist, der Zerstörung der Natur und dem Klimawandel entgegenzuwirken. In diesem Zusammenhang greift die 2004 entstandene Fotomontage „Kitka River“ des finnischen Künstlers Ilkka Halso die Frage auf, ob unsere Natur in Zukunft mit einer Überdachung geschützt werden muss, um sich vor einer kompletten Zerstörung vor dem Menschen zu retten – eine Darstellung, die sich als sowohl wunderschön anzusehen als auch beunruhigend und apokalyptisch zugleich beschreiben lässt. Mit einem mulmigen Gefühl verlasse ich die Ausstellung und umso mehr bleibt mir im Gedächtnis, wie wichtig und dringend es nun ist, dass wir alle im Sinne unserer Natur handeln müssen.

"Kitka River" von Ilkka Halso (2004)

"Prypjat"/"Third Landscape" von Volker Kreidler (2016)

Iss mich! – Gemüse und Obst in der Kunst

Ebenso für Kinder und Jugendliche bietet die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe ein exklusives Programm. In der Begleitausstellung „Iss mich!“ dreht sich alles um Obst und Gemüse und unser Konsumverhalten. Die Ausstellung lädt zum Nachdenken ein: Sollten Erdbeeren im Winter angeboten werden? Wie sinnvoll ist es exotische Früchte um die halbe Welt fliegen zu lassen? Hinter den Werken schlummern viele spannende Geschichten. Und wer beim Besuch hungrig wird, kann sich an der Rezeptwand gleich eine Rezeptidee mitnehmen!

Digitale Angebote und Begleitprogramm der Kunsthalle

Das Onlineformat „Inventing Nature in a Nutshell“ greift verschiedene Themen der Ausstellung auf, verknüpft sie mit alltäglichen Phänomenen und vermittelt Erstaunliches wie Wissenswertes rund um die Mensch-Pflanzen-Beziehung. Von A wie Agave bis Z wie Zimmerpflanze finden sich hier die ein oder anderen spannenden Fun Facts. Sogar zum Buchstaben „Q“ wurde ein Fact gefunden: Hier wird aufgeklärt, zu welcher Art Gewächs die Quitte gehört. Ob sie zur Familie des Apfels oder Birne gehört erfahrt Ihr hier.

Neben den letzten Ausstellungen vor dem Umbau der Kunsthalle wurde eine urbane Hochbeet-Aktion „Bildschön in natura“ in Zusammenarbeit mit dem Naturkundemuseum Karlsruhe und dem Verein Initial organisiert. 13 Hochbeete wurden in Anlehnung an ausgewählte Kunstwerke bepflanzt und im Stadtgebiet verteilt, sodass man die in den Ausstellungen abgebildeten Pflanzen, Früchte und Gemüsesorten auch „in natura“ erleben kann. Habt ihr auch schon welche entdeckt? Beim Vorbeigehen unseres Schaufenster Karlsruhe am Marktplatz könnt Ihr übrigens eins von den Hochbeten entdecken. Schaut mal vorbei!

Inventing Nature - Pflanzen in der Kunst & Iss mich! - Obst und Gemüse in der Kunst
bis 31. Oktober 2021 in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe

HINWEIS: AB NOVEMBER 2021 BEGIBT SICH DIE KUNSTHALLE KARLSRUHE IN EINE UMBAUBEDINGTE SCHLIESSZEIT.
Einem digitalen Besuch steht in dieser Zeit nichts im Wege: Die vielfältigen Online-Angebote verbinden Wissenswertes und Unterhaltsames zu den Werken der Kunsthalle mit zahlreichen Blicken hinter die Kulissen.
Ab September 2022 sind die Highlights der Sammlung dann wieder live und in Farbe zu sehen
– zu Gast im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien.