Was macht eigentlich...
eine Pianistin am Badischen KONServatorium?
Ebenso bunt wie die Karlsruher Kultur ist die Vielzahl an Berufen in der Szene - manch einer skurriler als der andere. In dieser Reihe stellen wir Euch daher Stück für Stück einige Gesichter vor, die dafür sorgen, dass Oper, Ausstellung, Aquarium und Co. so vor unseren Augen erscheinen, wie sie es tun.
#11: Was macht eigentlich... eine Pianistin am Badischen KONServatorium?
Eva Bochnitschek
...ist Pianistin und Klavierlehrerin am Badischen KONServatorium. Was genau ihren Beruf ausmacht, erfahrt Ihr im folgenden Interview.
Du bist von Beruf Pianistin und Klavierlehrerin und arbeitest seit 6 Jahren am Badischen KONServatorium. Wie bist Du in diesem Job gelandet?
Ich habe im September 2015 am Badischen KONServatorium meine Stelle als Klavierlehrerin angetreten und einige Monate später dann auch die zweite Aufgabe am KONS im Veranstaltungsmanagement übernommen. Seit Oktober 2020 betreue ich zusätzlich die Social-Media-Kanäle des KONS, weshalb sich mein Berufsfeld weiter Richtung Öffentlichkeitsarbeit entwickelt.
Ich habe an der Universität der Künste in Berlin zunächst Gymnasiallehramt Musik mit Nebenfach Deutsch studiert. Ich wusste aber relativ schnell – spätestens seit einem Praktikum vor einer pubertierenden 7. Klasse – , dass das nicht mein Weg ist. Ich wollte Klavier spielen und diese Leidenschaft mit anderen teilen. Im vierten Semester bin ich dann in die Instrumentalpädagogik gewechselt. Nach meinem pädagogischen Diplom an der UdK habe ich noch mein künstlerisches Diplom an der HMT Rostock angeschlossen, um auch auf Studienniveau unterrichten zu können. Während dieses zweiten Diploms habe ich schon an einer Musikschule in Brandenburg unterrichtet, um etwas dazuzuverdienen. Meine erste „richtige“ Stelle habe ich dann nach einem Wechsel nach Bayern an der Städtischen Musikschule Bayreuth bekommen. In Kombination mit dieser Stelle habe ich berufsbegleitend noch einen Master in Musikvermittlung an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz absolviert, um mein Berufsprofil auch Richtung Musikvermittlung und Kulturmanagement zu öffnen.
Was macht Dir in diesem Job in der Kultur besonders Spaß? Was sind die Herausforderungen?
An meinem Job am KONS begeistert mich genau diese Mischung aus künstlerisch-pädagogischer Tätigkeit beim Unterrichten bzw. Konzertieren und strategisch-konzeptioneller Arbeit innerhalb der Institution Musikschule. Besonderen Spaß macht es immer dann, wenn der Funke für Musik überspringt und man spürt, dass die Musik etwas bei Schülern oder einem Publikum bewegt hat. Oder auch, wenn man beim Üben völlig die Zeit vergessen hat, weil man komplett im Flow versunken ist. Das sind die Momente, in denen man weiß, dass man dieses Erleben mit keinem Gehalt bezahlen kann.
Die größte Herausforderung ist das Haushalten mit seiner eigenen, nicht unendlichen Energie. Dadurch, dass man derart für die Musik brennt, ist man geneigt, immer mehr zu wollen und zu machen, als man aufgrund der oft knappen Ressourcen in personeller und finanzieller Hinsicht eigentlich kann. Um diese Ressourcen muss man fortwährend kämpfen. Das stete Argumentieren, wie wertvoll und unersetzbar die musikalische Bildung für die Persönlichkeitsentwicklung und Selbstentfaltung eines Individuums ist und warum genau hieran nicht gespart werden sollte, ist manchmal kräftezehrend.
Was war bisher Dein persönliches Highlightprojekt?
Das war sicher die Kaminkonzert-Reihe am KONS. Wir haben in unserem altehrwürdigen Hauptgebäude in der Jahnstraße einen richtig schönen Kamin im Foyer. Im Gespräch mit einem Kollegen wurde die Idee geboren, dort vor heimelig knisterndem Feuer ein Konzert mit thematisch passender Literatur zu initiieren. Mit Johanna Wohlgemuth und der Karlsruher Literatentruppe "beschriftet" fand ich gleich eine Runde passionierter Schriftsteller, die das Konzept mit aus der Taufe hoben. Ein guter Tropfen Wein sollte am Kamin natürlich nicht fehlen, so luden wir noch Michael Bury von der Weinblume ein, ein paar erlesene Weine auszuschenken. Das erste Kaminkonzert 2017 stand unter dem Motto „Melancholie“ und wir hatten einen wundervoll atmosphärischen Abend mit nachdenklichen Texten und einfühlsamer Musik. Nach zwei weiteren Ausgaben mussten wir dann ab 2020 pausieren wegen der Pandemie. Im Foyer sitzt man sehr eng, das macht gerade den Charme der Veranstaltung aus. Ob es noch zu einem weiteren Kaminkonzert kommen kann, steht aktuell in den Sternen. Das KONS zieht 2023 in sein neues Domizil und dort wird es leider auch den Kamin nicht mehr geben…
Was wissen die meisten Menschen nicht über Deinen Beruf?
… dass man ihn hauptberuflich machen kann :D
Was war bisher Dein skurrilstes, lustigstes oder erinnerungswürdigstes Erlebnis auf der Arbeit?
Oh da gibt es einige… Mein skurrilstes Erlebnis als Pianistin war sicher, als ich ein Handdouble für einen Horrorfilm geben durfte. Wir drehten in einer halb abgerissenen Fabrik in Berlin, wo die Agentur mitten auf Bauschutt einen Haufen alter Noten und darauf schräg stehend einen völlig zerstörten Flügel drapiert hatte. An diesem „saß“ ich dann in einem abgerissenen cremefarbenen Baumwollhemd und spielte mit dreckgeschminkten Händen und Fingernägeln ein Chopin-Nocturne ein. Der finstere Plot des Films und die Dramatik der Szenerie ließen dieses Nocturne unfassbar verzweifelt wirken.
Und mit Schülern erlebt man immer Erheiterndes. Das ist glaube ich auch der Jungbrunnen dieses Berufs. Mein absolutes Highlight war das Gespräch mit zwei Schwestern, ca. 7 und 4 Jahre, an meiner ersten Musikschule bei der Begrüßung im Unterrichtsraum. Auf meine Frage hin, ob sie noch weitere Geschwister hätten, schauten die Schwestern sich an und es war ein verschmitztes „noooooch niiiiicht“ zu hören. Sie ergingen sich nach einer grinsenden Pause detailreich über das Knarzen des elterlichen Ehebettes und das anschließend im Obergeschoß Gesehene. Sie hatten sich so in Fahrt geredet, dass es unmöglich war, sie irgendwie zu unterbrechen, obgleich ich das natürlich alles NICHT wissen wollte und die später abholende Mutter sicher im Boden versunken wäre…