Was macht eigentlich...

eine Schauspielerin beim Filmboard Karlsruhe?

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Natalie - Oktober 2021

Ebenso bunt wie die Karlsruher Kultur ist die Vielzahl an Berufen in der Szene - manch einer skurriler als der andere. In dieser Reihe stellen wir Euch daher Stück für Stück einige Gesichter vor, die dafür sorgen, dass Oper, Ausstellung, Aquarium und Co. so vor unseren Augen erscheinen, wie sie es tun.

#9: Was macht eigentlich... eine Schauspielerin beim Filmboard Karlsruhe?

Nadine Knobloch

...ist Schauspielerin beim Filmboard Karlsruhe. Was genau ihren Beruf ausmacht, erfahrt Ihr im folgenden Interview.

Du bist von Beruf Schauspielerin und arbeitest seit 9 Jahren beim Filmboard Karlsruhe. Wie bist Du in diesem Job gelandet?

Meine ersten Jobs nach der Schauspielausbildung habe ich hier in Karlsruhe bekommen. Ich war gerade in der Stadt für einen TV-Dreh und habe zufällig auf Facebook einen Aufruf für einen Imagefilm der AVG gesehen. Ich habe mich beworben und tatsächlich eine kleine Rolle bekommen. Produziert wurde der Film vom Filmboard und so habe ich das Team kennengelernt. Es gab zu der Zeit noch ein anderes Projekt, an dem Filmboard-Mitglieder beteiligt waren, und weil wir uns beim AVG-Dreh so gut verstanden und super zusammengearbeitet haben, wurde ich gefragt, ob sie mich für das neue Projekt vorschlagen dürfen, was dann auch geklappt hat. Und so kam eins zum anderen und irgendwann wurde ich dann gefragt, ob ich nicht fest für das Filmboard arbeiten will – mit dem nötigen Freiraum für meine Schauspieljobs natürlich. Und das funktioniert bis heute ganz gut.  

Was macht Dir an diesem Job in der Kultur besonders Spaß? Was sind die Herausforderungen?

Man lernt ständig neue Leute kennen, die auch in irgendeiner Form kreativ sind, und ich finde es immer wieder faszinierend, was man alles Großartiges erschaffen kann, wenn man seine schöpferischen Energien zusammenlegt und daraus etwas Tolles entsteht.
Man lernt auch so viel. Sei es durch die Menschen, mit denen man zu tun hat, durch Dinge, die passieren, oder indem sich auf irgendeine Weise ein ganz neuer Blickwinkel eröffnet. Man sollte auch immer neugierig und offen für Neues sein, denn nur das bringt einen letztendlich auch voran.
Außerdem mag ich es, Dinge auszuprobieren. Und wenn es ein Metier gibt, in dem man sich ständig etwas Neues ausdenken und ausprobieren muss, dann ist das in der Kreativbranche. Es tauchen immer wieder irgendwelche Hindernisse auf, die man so nicht bedacht hat, und die erfordern in den meisten Fällen dann auch schnelle, effiziente und kreative Lösungen.
Man sollte auch anpassungsfähig und flexibel sein, da jeder Job andere Ansprüche stellt.

Was war bisher Dein persönliches Highlightprojekt?

Meine Stadtserie „Der Zirkel“. Ich habe schon Jahre bevor überhaupt die erste Szene gedreht werden konnte, daran gearbeitet. Es war so unfassbar viel Arbeit mit all der Recherche für den historischen Teil der Geschichte über die Charakterentwicklung bis hin zur Entwicklung der Zirkel-Geschichte von Anfang bis Ende. Als es dann endlich an die Umsetzung ging und ich den richtigen Cast für all die Rollen gesucht habe, war es sehr aufregend. Es war so schön zu sehen, wie alles, was auf dem Papier stand, Stück für Stück lebendig wurde. Manches war sogar noch besser als es im Drehbuch stand. Das war wirklich ein absolutes Herzensprojekt für mich.

Was wissen die meisten Menschen nicht über Deinen Beruf?

Vieles...
Als Schauspieler ist man im Dauerbewerbungsmodus. Sieben Tage die Woche, mehrmals täglich. Die Jobs sind immer nur temporär und selbst, wenn man gerade einen Job hat – egal, ob vor der Kamera oder im Theater – bewirbt man sich trotzdem weiter, weil man nie weiß, was als nächstes kommt. Und auch der nächste Job ist nie garantiert.
Es herrscht auch die Meinung, man würde als Schauspieler die Millionen scheffeln, was totaler Quatsch ist. Die normale Gage eines gewöhnlichen Schauspielers bewegt sich zwischen Minijob und durchschnittlichem Monatsgehalt, wobei man die auch nicht täglich, sondern an mal mehr, mal weniger Tagen im Jahr verdient.
Die meisten Schauspieler sind tatsächlich eher zurückhaltend und schüchtern im Alltagsleben und nur dann voller Energie, wenn es um die Arbeit geht. Und das mit der Energie und der vollen Konzentration auf eine Sache trainiert man schon in der Schauspielschule, damit man es dann abrufen kann, wenn man es braucht, nämlich bei der Arbeit.
Als Schauspieler hat man genauso Feierabend und ist genauso Privatmensch, der seinen Kram zu erledigen hat, wie jeder andere auch. Ganz ohne Glamourfaktor. Diese Auszeiten braucht man auch, denn der Beruf ist, obwohl es nach außen nicht so wirkt, knallhart und raubt mitunter unglaublich viel Kraft, vor allem, weil man fast immer komplett auf sich alleine gestellt ist.

Was war bisher Dein skurrilstes, lustigstes oder erinnerungswürdigstes Erlebnis auf der Arbeit?

Da gab es etliche! Einmal wurde ich von einer Person, die sich für Schauspielunterricht interessierte, in vollem Ernst gefragt, ob zwei Unterrichtsstunden à 45 Minuten genügen würden, bis sie bereit sei, Hollywoodstar zu sein. Da wusste ich im ersten Moment wirklich nicht, was ich sagen sollte...

Wir hatten einmal einen Kurzzeitpraktikanten im Filmboard, der damals DVDs unseres neuen Dokumentarfilms verschicken sollte. Er sollte die DVDs verpacken, die Pakete adressieren und sie zur Post bringen. Als er fragte, wie er die DVDs in dem großen Karton verpacken solle, haben wir einfach gesagt: „Leg Papier rein, damit sie beim Transport nicht hin und her fliegen“. Ein paar Wochen später – der Praktikant war schon längst wieder weg – stand dann DHL vor der Tür und meinte, sie hätten ein Päckchen, vermutlich für uns. Wir waren etwas verdutzt, weil wir keine Post erwarteten. Der Adressaufkleber war auch eher kryptisch. Darauf stand unser Straßenname mit Hausnummer und als Empfänger irgendein uns unbekannter Name. Mehr nicht. Wir konnten wirklich nicht sagen, woher das Paket kam. Oder was drin sein könnte. Wir hatten auch ein wenig Angst es zu öffnen, da beim Schütteln der Inhalt auch schwer hin und her schwankte. Wir haben es dann mit der Schere aufgeschnitten, weil es einmal rings herum mit Klebeband zugedeckt war. Als wir den Deckel aufmachten und hineingriffen, kam ein Stapel blütenweißes Druckerpapier zum Vorschein. Darunter lagen unsere DVDs. Daraufhin fiel uns ein, dass wir den Praktikanten angewiesen hatten, Papier hinein zu legen. Dass wir ihm aber extra hätten erklären müssen, dass wir zusammengeknülltes Papier als Füllmaterial und zwar Altpapier und nicht neues aus dem Drucker meinten, hat uns dann doch mehr als erstaunt. Später haben wir noch herausgefunden, dass der uns unbekannte Name eine willkürliche Zusammensetzung aus dem Namen der Institution, dem Straßennamen und dem Land dessen war, wo die DVDs hätten hin geliefert werden sollen.

Bei einem TV-Dreh hatte ich eine Szene, die mitten im Winter spielen sollte. Also mit kalten Temperaturen und eher ungemütlich. Der Dreh war allerdings nicht in der kühleren Jahreszeit, sondern im Hochsommer. Es hatte die ganze Woche über 35 Grad und die Sonne schien den ganzen Tag ohne eine einzige Wolke am Himmel. Die Szene spielte draußen und meine Spielpartnerin und ich hatten dicke Winterkleidung an: Hose, Stiefel, Wintermantel, Handschuhe, Schal und Mütze. Bereits bei der Probe lief uns der Schweiß und so wurde die Szene in mehrere kleine Einstellungen aufgeteilt, damit wir keinen Hitzschlag bekamen. Nach jeder Einstellung kamen Maske und Aufnahmeleitung zu uns gerannt. Mit Regenschirmen als Sonnenschutz – wir standen in der prallen Sonne – und rissen uns regelrecht die Knöpfe der Jacken auf und die Mützen vom Kopf, damit wir wieder etwas abkühlten, während sie uns gleichzeitig mit Fächern Luft zufächelten. Nach dem Dreh schälten wir uns aus unseren verschwitzen Winterklamotten und saßen erstmal mit einer kalten Flasche Wasser unter Bäumen im Schatten, bis wir wieder einigermaßen akklimatisiert waren.