Fluchtpunkte, VOLNA

Interview: VOLNA

Hinter den Kulissen der Medienkunst in Karlsruhe

von Julia Gärtner

08.10.2025

Karlsruhe ist UNESCO Creative City of Media Arts!

Entdeckt in unserer neuen Reihe, was Medienkunst für die Kunstschaffenden bedeutet, was hinter den Kulissen der Medienkunststadt Karlsruhe passiert und lernt faszinierende Medienkünstler:innen kennen. Im zweiten Teil der Reihe durften wir mit VOLNA über ihre raumgreifende, visuelle Kunst sprechen. In Karlsruhe waren sie zuletzt u.a. mit "Third Call" (2024 am Badischen Staatstheater) und "Fluchtpunkte" (2023, TRIANGEL) zu sehen.

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Wer seid ihr und was definiert eure künstlerische Praxis?

Wir sind VOLNA, ein Künstler:innenkollektiv, das 2016 gegründet wurde und seit 2023 in Karlsruhe arbeitet. Unser Hintergrund vereint Kunst, Architektur, Mediengestaltung und kreative Technologien. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in immersiven Rauminstallationen, bei denen Licht unser zentrales Medium ist. Uns interessiert, wie Räume – physisch oder digital – durch Licht neu erfahrbar und transformierbar werden.

Was bedeutet Medienkunst für euch – und warum seid ihr in einer oder mehreren Disziplinen unter diesem Schirm tätig?

Für uns ist Medienkunst ein offenes Feld, das experimentelle Arbeit mit Technologien, Materialien und Räumen ermöglicht. Wir verstehen Medienkunst nicht nur als „Technik-Kunst“, sondern als eine Praxis, die verschiedene Disziplinen verbindet – von Architektur über digitale Medien bis hin zu Sound und Performance. Unter diesem Schirm können wir neue Ausdrucksformen entwickeln, die Grenzen zwischen Realität und Virtualität auflösen und einen unmittelbaren Dialog mit dem Publikum ermöglichen. Gerade diese Offenheit macht Medienkunst für uns so spannend.

Wie entstehen eure Werke – von der Idee bis zur Umsetzung?

Am Anfang steht für uns immer der Raum – seine Architektur, sein Kontext, seine Atmosphäre. Jedes unserer Projekte ist ortsspezifisch und entsteht im Dialog mit dem Umfeld, in dem es gezeigt wird. In einem „idealen“ Fall verschmilzt das Werk vollständig mit dem Raum, indem es diesen mit neuen Inhalten und Funktionen füllt. Von dort aus entwickeln wir erste Bilder und Konzepte, die wir Schritt für Schritt in physische Formen übersetzen. Unser wichtigstes künstlerisches Mittel ist das Licht. Wir nutzen es wie andere Künstler:innen Farbe oder Material einsetzen – als Werkzeug, um Strukturen und Kompositionen zu schaffen, die in direkter, oft nonverbaler Interaktion mit den Betrachter:innen wirken. Die Umsetzung erfolgt forschend und experimentell. Wir probieren Materialien, Softwarelösungen und technologische Innovationen aus, arbeiten interdisziplinär mit Musiker:innen, Performance-Künstler:innen oder kreativen Technologists zusammen und lernen in jedem Projekt neue Werkzeuge oder Ansätze kennen. Der Produktionsprozess selbst ist für uns ein kreativer Höhepunkt – die Schnittstelle von Idee, Material und künstlerischem Willen. Doch sichtbar wird davon nur das Ergebnis: eine Installation, die ohne viele Erklärungen direkt im Raum erfahrbar ist.

Welche Rolle spielt Karlsruhe für euch als Ort eurer künstlerischen Arbeit?

Karlsruhe ist für uns ein einzigartiger Ort. Mit Institutionen wie dem ZKM, der UNESCO City of Media Arts und einer starken lokalen Szene hat die Stadt eine beeindruckende Tradition und gleichzeitig großes Innovationspotenzial. Für uns bedeutet Karlsruhe, in einem Umfeld zu arbeiten, das Medienkunst nicht nur fördert, sondern aktiv weiterdenkt – in etablierten Institutionen genauso wie in freien Räumen für Experimente. Diese Balance inspiriert uns und motiviert uns, selbst neue Formate und Zugänge zu entwickeln.

Was möchtet ihr mit eurer Kunst beim Publikum auslösen, anstoßen oder hinterfragen?

Unsere Arbeiten sollen unmittelbar wirken – ohne Vorwissen, ohne lange Erklärungen. Wir möchten eine universelle Sprache schaffen, die jede:r verstehen kann. Dabei geht es uns darum, Räume zu öffnen, neue Perspektiven erfahrbar zu machen und die Wahrnehmung für das Verhältnis von Mensch, Raum und Technologie zu schärfen. Wir hoffen, dass unsere Installationen Momente der Klarheit und des Staunens schaffen, die im Alltag nachwirken.

Was wäre euer Wunsch für die Medienkunst der Zukunft – lokal oder global?

IWir wünschen uns, dass Medienkunst noch stärker im öffentlichen Raum sichtbar wird – als offene und zugängliche Kunstform, die direkt zu den Menschen spricht. Global wünschen wir uns mehr Austausch zwischen Künstler:innen, Institutionen und Städten, die Medienkunst nicht nur als künstlerisches, sondern auch als gesellschaftliches Werkzeug begreifen. Karlsruhe hat dabei großes Potenzial: die Stadt kann neue Formate entwickeln, sie etablieren und damit den internationalen Austausch inspirieren.

Hat sich eure Praxis verändert, seit Karlsruhe den Titel UNESCO City of Media Arts trägt?

Bereits 2023, nur wenige Monate nach unserem Umzug nach Karlsruhe, haben wir einige der engagiertesten Menschen dieser Stadt kennengelernt – nämlich das Team der UNESCO City of Media Arts, das auch die Ausstellung Media Art is Here organisiert. Gemeinsam mit ihnen konnten wir unsere Installation Fluchtpunkte realisieren und arbeiten seither an mehreren Projekten zusammen, etwa mit dem Badischen Staatstheater, der Stadthalle und anderen kreativen Partner:innen.

Wir wissen nicht, wie die Situation vor dem UNESCO-Titel war, doch eines können wir mit Sicherheit sagen: Die Vermittlungsarbeit, das Engagement für die freie Szene, die Entwicklung neuer Formate für Medienkunst in Karlsruhe und darüber hinaus – all das sind beeindruckende Ergebnisse der Arbeit der UNESCO-Stabstelle. Wir sind überzeugt, dass die Medienkunst in Karlsruhe nicht nur künstlerisch, sondern auch organisatorisch und administrativ in den besten Händen ist!

Welcher ist euer Lieblingsort für Medienkunst in Karlsruhe?

Für uns kann Medienkunst in Karlsruhe an jedem Ort erscheinen – und genau das macht die Stadt spannend. Unser nächstes Projekt wird zum Beispiel in der neu eröffneten Stadthalle gezeigt. Genauso wichtig finden wir es aber, dass Medienkunst auch im Stadtraum präsent ist und an Orten auftaucht, an denen man sie vielleicht gar nicht erwartet. Das zeigt das Potenzial, das Karlsruhe in diesem Bereich hat: eine Medienkunst, die nicht exklusiv ist, sondern für alle zugänglich.

 

 

 

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