Folge #40: Willkommen im Theaterland

KulturTalk

von Julia Gärtner

23.10.2025

KulturTalk mit Rob Doornbos

Im Kultur-Kaffeekranz Podcast informieren Julia und Lucienne über aktuelle Highlights der Kultur und interviewen spannende Menschen aus den Karlsruher Einrichtungen. Rob Doornbos ist Theaterpädagoge, Regisseur und kreativer Gründer. Seit 18 Jahren ist er in Karlsruhe und Baden-Württemberg mit seinen Angeboten unterwegs und leitet das Theaterland in Karlsruhe, dessen Sitz sich auf dem Schlachthofgelände befindet. Im KulturTalk hat er Julia und Lucienne erklärt, welche Projekte er dabei umsetzt, was ihm besonders Spaß macht und was er in Zukunft noch vorhat.

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Impression aus einem Theaterland-Projekt

Was ist das Theaterland eigentlich?

Theaterland ist irgendwann aus meiner Selbstständigkeit entsprungen. Ich habe Kollegen getroffen und mit ihnen Projekte gemacht. Dabei habe ich gemerkt, dass es toll ist, zusammenzuarbeiten und dass es auch bei Schulen gut ankommt, wenn man mit mehreren da ist. Daraufhin wurde Theaterland als Netzwerk gegründet, das zuverlässige Arbeit an Schulen bieten möchte, um junge Menschen mit Theater zu stärken, nicht nur an Schulen, sondern auch draußen.

Welche Projekte macht ihr konkret als Theaterland?

Wir sind damit gestartet, dass wir in Schulen, Kitas und sozialen Einrichtungen unterwegs sind und versuchen, mit Angeboten mit jungen Menschen ins Spiel zu kommen. Das umfasst für uns alles vom Kita-Alter bis zu Auszubildenden, die wir durchs Spielen und das Thater stärken wollen, um sich selbst auszuprobieren. Dazu kamen in den letzten Jahren noch Produktionen. Dabei haben wir uns vor allem mit dem Sandkorn zusammengeschlossen und stellen gemeinsame Produktionen auf die Beine, um damit an Schulen zu gehen oder Schulen zu uns einzuladen.

Ihr wollt Kindern und Jugendlichen also nicht nur Theater zeigen, sondern sie zum Mitmachen anregen?

Das selbst aktiv Werden steht auf jeden Fall im Fokus. Dadurch versuchen wir, die sozialen Kompetenzen zu stärken, aber auch die verbale und nonverbale Kommunikation oder das flexible Denken. Wie gehe ich mit etwas um, das ich nicht kenne? Da betreiben wir natürlich auch interkulturelle Arbeit, da geht es um Verständigung. Die Produktionen zum Anschauen sind in Ergänzung dazu entstanden, um danach dann auch wieder ins Spiel zu kommen. Die meisten Formate haben immer auch einen interaktiven Teil.

Hast Du ein Lieblingsprojekt, das Ihr in der Vergangenheit umgesetzt habt?

Das ist auf jeden Fall Holidays in Holland gewesen. Das war mitten in der Corona-Zeit, alle mussten mit Masken herumlaufen. Da habe ich auf dem Schlachthofgelände, wo wir unseren Sitz haben, im Perfekt Futur gegenüber dem Tollhaus mit vielen Menschen eine Produktion gestaltet. Die Zuschauer sind durch die Halle gelaufen und konnten immer wieder kleine Sachen entdecken. Es gab zum Beispiel eine Bauchtanzgruppe, eine Parcours-Gruppe oder kleine Theater-Szenen. Das war wie ein kleiner Urlaub mitten in einem Sommer, in dem viele zuhause bleiben mussten. Wir haben versucht, die Leute mitzunehmen, und es sind auch wirklich Leute von weit außerhalb von Karlsruhe angereist. Das war eine tolle Atmosphäre auf dem Schlachthofgelände und fühlte sich super an, das war mein Lieblingsprojekt.

Welche Projekte laufen aktuell? Was kann man sich gerade anschauen?

Ich komme gerade von einer Hauptprobe zu „Der Entstörer“. Das ist ein Projekt, das mir im Moment sehr am Herzen liegt. Es behandelt die Themen Fake News und Medienbildung, was bei jungen Menschen sehr aktuell ist. Erstaunlicherweise wird dazu wenig gemacht, obwohl der Medienkonsum in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Wir haben dazu ein Stück von Ursula Kohlert produziert, „Der Entstörer“. Damit gehen wir an Schulen und spielen es in Klassenzimmern oder kleinen Multifunktionsräumen für ein bis zwei Klassen, um Jugendliche aufzuklären. Wie gehe ich mit den Inhalten um, die mir begegnen? Wie ordne ich die in mein System im Gehirn ein? Das mache ich zusammen mit Pascal Gruppe und dem Sandkorn.

Nehmen Schüler:innen das Thema auf diese Weise auch anders an?

Auf jeden Fall. Die Schulklasse heute war erstmal verwirrt. Das hat uns gefreut, denn das ist auch wichtig. Aber sie waren auch begeistert und waren viel mit Denken beschäftigt. Im Anschluss an die Vorstellung führen wir ein langes Gespräch mit den Schüler:innen und machen auch noch einen aktiven Teil. Es war super spannend, im Gespräch zu merken, dass es schon Wahrheiten und Unwahrheiten gibt, die teilweise miteinander verknüpft werden. Sie sind super darauf eingegangen und konnten Dinge, die sie in den sozialen Medien sehen, anders einordnen.

Kann man das Stück auch einmal außerhalb einer Schulvorstellung sehen?

Es ist konzipiert als Stück für Schulen, aber seit wir es veröffentlicht haben, kommen immer wieder Anfragen, ob wir es auch für andere Menschen spielen. Das haben wir fest vor! Wer Interesse hat, kann sich gern bei uns melden und wir schicken die Termine zu, oder man schaut immer wieder auf der Website des Sandkorns oder Theaterland.

Gibt es sonst noch Angebote, die auch für Studis interessant sein könnten?

In den vergangenen Jahren haben wir immer wieder kleine Spielclubs gehabt, auch Theaterclubs für ältere junge Menschen. Wenn man Interesse hat zu spielen, kann man sich gern bei uns melden. Für bestimmte Projekte und Termine machen wir immer wieder Clubs auf und haben auch schon Aufführungen auf dem Schlachthofgelände gehabt. Ich freue mich, gemeinsam was loszutreten! Wir haben auch immer eine Stelle für einen Bundesfreiwilligendienst und öfter Praktikant:innen. Da holt man auch nicht nur Kaffee, sondern ist aktiv dabei und begleitet junge Menschen. Es gibt viele verschiedene Formate. Wer Lust hat, soll sich unbedingt bei uns melden.

Was plant ihr für die Zukunft von Theaterland?

Erstmal planen wir die Verfestigung unserer Schul-Angebote und der Ausbau der Community drumherum. Schule ist ein wichtiger Ort, an dem junge Menschen sind, aber außerhalb in Karlsruhe ist im Freizeitbereich auch viel los. Manchmal kann man da auch noch freier arbeiten. Diesen Bereich möchten wir ausbauen.

Was sollten die Menschen über Theaterland wissen?

Theaterland ist ein Land für alle! Wenn man irgendeine Idee hat und etwas im Bereich Theater machen möchte, aber nicht genau weiß, wie, dann meldet euch unbedingt beim Theaterland. Wir schauen, ob wir irgendetwas ermöglichen oder mit dir gemeinsam ein Projekt starten können.

Vielen Dank...

für dieses spannende Gespräch rund ums Theater! Wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg mit dem Theaterland.