„Alte Bücher – Neue Inspirationen“

Die Badische Landesbibliothek befindet sich mitten in der Innenstadt Karlsruhes. Zwischen Ludwigsplatz und Naturkundemuseum können Karlsruher:innen und Interessierte den öffentlichen Bibliotheksbestand zur Recherche nutzen und im Gebäude selbst an öffentlichen Sitzplätzen arbeiten, wobei in der ruhigen Atmosphäre viele Studierende die Fläche für sich entdeckt haben. Angrenzend an ein Café im Foyer der BLB befindet sich ein kleiner Ausstellungsraum mit wechselnden Ausstellungen im Themenspektrum der Bücher und Literatur.

Was viele nicht wissen: Die BLB kann auf eine rund 500-jährige Geschichte zurückblicken und beherbergt als eine frühere markgräfliche und großherzogliche Hofbibliothek eine reiche Sammlung an mittelalterlichen Handschriften, Musikalien, Autografen, Nachlässen, alten Drucken und historischen Karten. Außerdem werden dort auch einzigartige moderne Sammlungen, insbesondere zur Regionalgeschichte und zu allen Themen rund um Baden-Württemberg und das Oberrheingebiet, verwahrt und ausgestellt.

Wie wir bereits berichtet haben, findet aktuell die Große Landesausstellung „Welterbe des Mittelalters – 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“ am Bodensee in Konstanz und auf der Insel Reichenau statt. Diese Ausstellung wurde vom Land Baden-Württemberg initiert und vom Badischen Landesmuseum in Karlsruhe organisiert und kuratiert, wobei ein Großteil der Schriftobjekte aus der Sammlung der Badischen Landesbibliothek stammt und zur Ausstellung nach Konstanz gebracht wurde.

Weil das Mittelalter und die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte ein besonders spannendes Thema ist und ein Stück Reichenau auch hier in Karlsruhe erlebbar gemacht werden soll, können aktuell drei Korrespondenzausstellungen in Karlsruher besucht werden. Eine interaktive Ausstellung findet im Generallandesarchiv statt, eine heimatkundliche Ausstellung kann im Badischen Landesmuseum selbst besucht werden und seit 15. Mai findet auch die Korrespondenzausstellung „Alte Bücher – Neue Inspirationen“ in der Badischen Landesbibliothek statt. Bei dieser Ausstellung präsentieren junge Karlsruher Künstler:innen der Staatlichen Kunstakademie moderne Werke in Anlehnung an mittelalterliche Schriften

Im Rahmen dieser aktuellen Korrespondenzausstellung werden Objekte von jungen Künstler:innen der Kunstakademie Karlsruhe im ganzen Bibliotheksraum ausgestellt. Sie sollen einen künstlerischen Zugang zu den alten Artefakten, mittelalterlichen Schriften und zu mittelalterlichen Leben eröffnen. Gemeinsam mit 13 Künstler:innen der Staatlichen Akademie für Bildende Künste wurden mehrere Werke als Reaktion auf die Reichenauer Prachtschriften erstellt, welche nun bis September über drei Stockwerke im Bibliotheksraum kostenlos besichtigt werden können.

Den Ausgangspunkt der Ausstellung bildet der Ausstellungsraum im EG neben dem Bibliothekscafé. Hier erhalten interessierte Besucher:innen einen inhaltlichen Kontext zum Thema „Mittelalterliche Schrift“, zu den Reichenauer Artefakten und zu den Arbeiten der Künstler:innen. An 15 Stationen im kompletten Bibliotheksgebäude können dann die einzelnen Korrespondenzwerke betrachtet werden, wobei es mittels eines QR-Codes auch zu einigen Werken eine kurze Audio-Stellungnahme seitens der Künstler:innen gibt. Der Lageplan der Kunstwerke ist ebenfalls im Ausstellungsraum aufzufinden.

Zu den Arbeiten gehört unter anderem die Patchwork- und Stickarbeit von Lily Arnold, welche im Ausstellungsraum im EG zu sehen ist. Die junge Karlsruher Künstlerin beschäftigte sich in ihrem Werk “Warum einfach, wenn es auch schön sein kann“ mit dem Zeitaufwand des Erstellens der Reichenauer Prachthandschriften im Mittelalter und stickte einen Wandteppich mit verzierten Buchstaben in mittelalterlicher Schrift. Sie bilden den Titel des Werks. Arnold brachte pro Buchstaben einen Zeitaufwand von etwa neun Stunden auf, um die Mühe nachzuempfinden, die Mönche im Mittelalter für Gestaltung aufwandten.

Drei weitere interessante Werke ohne Titel befinden sich beim Aufzug im 2. Stock und wurden von Glenn Knapp angefertigt. Der Künstler war von der Ästhetik der Buchstabenanordnung in mittelalterlichen Schriften begeistert und fertigte drei Werke aus Beton, Papier und Pappe an, welche abstrakt eine bestimmte Anordnung von mittelalterlichen Schriftstücken oder Textbausteinen nachstellen.

Beeindruckend ist außerdem das Kunstwerk „Would you still love me if…?“, welches das Titelbild der Ausstellung verwendet wird. Es wurde von der Künstlerin Lucia Mattes gestaltete und hängt ebenfalls im 2. Stock beim Aufzug, direkt über den Sitznischen in zwei Metern Höhe. Es ist ein Wandteppich aus Filzwolle und Leinwandstoff – Auf ihm zu sehen ist ein Schlangenmensch mit der Unterschrift „Would you still love me if I was a worm?“. Das Kunstwerk verknüpft die Anordnung mittelalterlicher Schriften und Darstellungen mit der modernen Meme-Kultur und hinterfragt die aktuelle Pop-Kultur im Kontext des Heidi Klum- Hypes. Näheres wird hierzu in der dazugehörigen Audioaufnahme erklärt.

Diese und weitere zwölf Positionen können sich Besucher:innen aktuell im Rahmen der Korrespondenzausstellung „Alte Bücher – Neue Inspirationen“ zur Landesausstellung „Welterbe des Mittelalters – 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“ bis 14. September 2024 in der Badischen Landesbibliothek anschauen.

Die aktuelle Ausstellung in der BLB, verteilt über drei Stockwerke im gesamten Bibliotheksraum, verbindet historische Artefakte mit zeitgenössischer Kunst und bietet einen neuen und unkonventionellen Zugang zur Geschichte und Kultur des Mittelalters. Dabei zeigt sie, wie lebendig und inspirierend die Auseinandersetzung mit historischen Themen sein kann. Sich einem doch eher trockenen Thema auf eine neu denkende und künstlerische Ebene zu nähern, unterstreicht den modernen und fortschrittlichen Gedanken der Badischen Landesbibliothek. Sie bietet deshalb nicht nur eine ruhige Arbeitsatmosphäre und einen umfangreichen Bibliotheksbestand, sondern auch kulturelle Highlights wie wechselnde Sonder-Ausstellungen im Ausstellungsraum

Wir finden: Die BLB punktet nicht nur durch ihre zentrale Lage und vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, sondern auch durch ihre reiche historische Sammlung und aktuelle kulturelle Angebote. Kooperationsprojekte mit jungen Karlsruher Künstler:innen im Rahmen von einer Landesausstellung finden wir spannend! Die fünfzehn Kunstwerke der Karlsruher Künstler:innen öffnen den Bibliotheksraum hin zur lautlosen Kommunikation und geben kreative Impulse, um sich der Geschichte des Mittelalters und der Reichenau auf neue Art zu nähern. Die Audio-Aufnahmen zu den Werken bieten zudem einen interessanten Einblick in die Gedankenwelt der Künstler:innen, dazu müssen Besucher:innen allerdings ihre eigenen Kopfhörer und ein Smartphone zum scannen der QR-Codes mitbringen. Weil sich die Badische Landesbibliothek mitten in der Stadt befindet und für viele Karlsruher:innen auf dem Weg liegt oder sogar Arbeitsort ist, lohnt es sich die Räume und die Ausstellung bewusst zu besuchen. Die Ausstellung "Alte Bücher - Neue Inspirationen" lohnt sich auf jeden Fall anzuschauen! 

Künstler:innen: Arnold, Benjamin Belhocine, Erle Blume, Jule Doll, Emily Ebner, Marie Emmanuel, Matthias Gmeiner, Matthias Holznagel, Alexander Johl, Glenn Knapp, Lucia Mattes, Maria Pfrommer und Emma Tietze.

Die Ausstellung kann bis 14.09.2024 zu den Öffnungszeiten der BLB kostenlos besucht werden. Mehr Auskunft über die Ausstellung & Vermittlung findet Ihr Hier!

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