
Was macht eine Programmkuratorin bei der Stiftung Forum Recht?
Interview
Berufe in der Kultur
Programmkuratorin in der Stiftung Forum Recht: Ebenso bunt wie die Karlsruher Kultur ist die Vielzahl an Berufen in der Szene - manch einer skurriler als der andere. In dieser Reihe stellen wir Euch daher Stück für Stück einige Gesichter vor, die dafür sorgen, dass Oper, Ausstellung, Aquarium und Co. so vor unseren Augen erscheinen, wie sie es tun. In diesem Interview hat uns Kathrin Schön von der Stiftung Forum Recht erzählt was es heißt Programmkuratorin zu sein. Im Interview erzählt sie uns, was dabei ihre Aufgaben sind, wie sie zu diesem Job gekommen ist und welches Projekt ihr besonders gut in Erinnerung geblieben ist.
Du bist Programmkuratorin bei der Stiftung Forum Recht. Was macht man da eigentlich so den ganzen Tag?
Ehrlich gesagt: Ziemlich viel Verschiedenes. Meine Hauptaufgabe besteht aktuell darin die inhaltlichen roten Fäden für unsere Stiftungsangebote im kommenden Jahr zu entwickeln und zu überlegen, wie wir Recht im Alltag so vermitteln, damit möglichst viele Menschen einen Aha-Moment haben und im besten Fall auch Lust bekommen sich mehr mit unserem Rechtssystem zu beschäftigen – und sich dafür zu engagieren. Ich überlege mir dazu verschiedene Formate mit meinen Kolleginnen und Kollegen: von Podcasts, über Podiumsdiskussionen bis hin zu Filmreihen oder Workshops. Ich recherchiere Inhalte und schreibe Texte zu den Projekten.
Damit unsere Angebote nicht an den Interessen unserer Besucher:innen vorbei gehen, arbeiten wir mit Personas. Das sind im Grunde fiktive Persönlichkeiten, die mithilfe von Fokusgruppengesprächen, die mit echten Menschen geführt wurden, entwickelt werden. Das Tolle an diesen Personas ist, dass sie – wenn auch etwas überspitzt – die Bedürfnisse und die Frustpunkte unserer Besucher:innen auf den Punkt bringen. Und genau damit können wir dann weiterarbeiten und Angebote entwickeln, die einen echten Mehrwert schaffen.
Eine wichtige Rolle für meine Arbeit als Programmkuratorin spielen darüber hinaus Partnerschaften und Kooperationen. Es gibt zahlreiche Institutionen, die sich wie wir mit ihren Angeboten an der Schnittstelle von kultureller und politischer Bildung bewegen und mit denen wir zu besonderen Themen und Anlässen zusammenarbeiten – hier in Karlsruhe, an unserem anderen Standort in Leipzig, aber auch bundesweit und digital.
Wie bist Du zu diesem Job gekommen?
Mir war schon immer wichtig in einem Bereich zu arbeiten, bei dem es nicht nur um die schönen Künste, sondern vor allem um die gesellschaftspolitischen Dimensionen von Kunst und Kultur geht. Manchmal fällt es einem eben leichter bei einem bewegenden Film, einer klugen Ausstellung oder einer überraschenden Performance über wichtige gesellschaftspolitische und rechtliche Themen ins Nachdenken zu kommen und zu merken: „Hey, das betrifft mich und hat mit mir und meinem Leben zu tun!“. Man darf die Wirkung von Kunst und Kultur als Impulsgeberinnen – auch für gesellschaftliches Engagement – nicht unterschätzen!
Ich selbst bin aber keine Juristin, sondern habe Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Kunstgeschichte, Judaistik und Politikwissenschaft studiert. Nach Stationen am Goethe Institut Jerusalem und der Goethe Universität Frankfurt, habe ich mich – vorerst – gegen eine Promotion entschieden. Ich war über fünf Jahre am Jüdischen Museum Frankfurt tätig, wo ich als Kuratorin an verschiedenen Ausstellungen gearbeitet und den Bereich Vermittlung geleitet habe. Im Frühjahr 2021 bin ich dann nach Karlsruhe zur Stiftung Forum Recht gewechselt.
Was macht Dir an diesem Job in der Kultur besonders Spaß? Was sind die Herausforderungen?
Ich finde den Job bei der Stiftung Forum Recht so spannend, weil wir als Team zusammen eine ganz neue Stiftung aufbauen können. Das ist schon sehr besonders. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass in der Aufbauphase noch viele Dinge im Hintergrund passieren, die für eine gut laufende Kultur- und Bildungsinstitution zwar wichtig sind, die nach außen aber nicht sichtbar werden. Das und die Tatsache, dass wir uns als „the new kid in town“ mit unseren Angeboten erst schrittweise ein Publikum erarbeiten dürfen, ist eine Herausforderung – aber eine schöne für die es sich auch lohnt dranzubleiben.
Denn die Themen, um die es bei der Stiftung geht – Recht und Rechtsstaat – sind wirklich spannend – und gehen uns alle an. Manche Menschen halten den Rechtsstaat für selbstverständlich. Aber leider zeigt die Erfahrung, dass uns erst dann bewusst wird, wie wichtig ein Rechtsstaat ist, wenn er in Gefahr ist. Deswegen sollte jede:r nicht nur die eigenen Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten im Rechtsstaat kennen und verstehen, wie man sie einsetzen kann, sondern auch wissen wie die „geteilten Gewalten“ dafür sorgen, dass niemand zu viel Macht bekommt – und die Ordnung, die uns als Gesellschaft Freiheit und Sicherheit bietet – unterwandert oder gefährdet. Das ist das beste Mittel gegen ein lähmendes Ohnmachtsgefühl. Recht ist eben auch nur ein Werkzeug, um unser friedliches Zusammenleben zu sichern – aber ohne Menschen, die sich dieses Werkzeug aneignen, es verstehen und sinnvoll einsetzen, bleibt es wirkungsarm.
Was war bisher Dein persönliches Highlightprojekt?
Oh, das ist ganz schön schwer zu sagen, denn wir haben schon jetzt eine ganze Reihe an tollen Projekten in Karlsruhe und Leipzig bzw. bundesweit umgesetzt. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, dann würde ich sagen: unser Podcast „Justice, Baby!“ bei dem es um Recht und Gerechtigkeit geht. Und: „Beyond Borders“, unsere allererste Veranstaltung in den Stiftungsräumen in Karlsruhe, die wir 2022 in Kooperation mit der Stiftung CCFA und der VHS Karlsruhe veranstaltet haben. Hier ging es um deutsch-französische Grenzerfahrungen in der Pandemie. Die Veranstaltung hat ganz unterschiedliche Menschen zusammen und miteinander ins Gespräch gebracht. Das war wirklich bewegend.
Was war bisher Dein skurrilstes, lustigstes oder erinnerungswürdigstes Erlebnis auf der Arbeit?
Also ganz besonders und erinnerungswürdig war für mich die Anfangszeit bei der Stiftung. Man sagt nicht umsonst, dass allem Anfang ein Zauber innewohnt. Ich bin im April 2021 nach Karlsruhe gekommen und habe meine Kolleg:innen erstmal fast nur digital kennengelernt. Wir waren mitten im Lockdown, haben viel online gearbeitet und sind in Schichten zeitversetzt ins Büro gekommen. Das war schon sehr ungewohnt. Gleichzeitig haben wir alle diese Aufbruchsstimmung gespürt und alles möglich gemacht, um trotzdem den Grundstein für die Stiftungsarbeit zu legen, auf dem wir jetzt weiter aufbauen.
Vielen Dank...
...dass du uns Einblicke in deinen Alltag als Programmkuratorin bei der Stiftung Forum Recht gegeben hast. Wir wünschen dir weiterhin viel Spaß bei deiner Arbeit und viel Erfolg für deine Zukunft.