365-Tage Kunst erfahren

GENESIS von Markus Lüpertz

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Nadine & Lilly

Kunst in einer U-Bahn? Richtig gehört! Mit dem GENESIS-Zyklus von Markus Lüpertz ist im Karlsruher Untergrund das größte zusammenhängende Keramik-Kunstwerk Deutschlands entstanden. Die 14-teilige Arbeit ist für alle öffentlich zugänglich – so wird der Karlsruher Stadtbahntunnel zur 365-Tage-Galerie in der Kunst erFAHREN werden kann.

Los geht's...

Frisch gestartet im neuen Job wurde ich auf eine Reise geschickt. Ich solle mir mal Karlsruhes neuestes Meisterwerk anschauen. Was soll das sein, dachte ich mir… kurzentschlossen packte ich also meine Kamera ein und zog los, um mir die frisch enthüllte Kunst entlang der verschiedenen U-Strab-Stationen in Karlsruhe anzuschauen.
        
Auf dem Weg zu dem ersten Bild, schnell das Handy gezückt, denn von Lüpertz hatte ich in meinem Alltag noch nichts gehört. Nach meiner Recherche frage ich mich, warum eigentlich? Immerhin ist Markus Lüpertz ein renommierter Malerfürst, dessen Kunst in die Richtung des Neoexpressionismus zählt und der in unserer schönen Stadt bereits an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe tätig war. Ich scrollte über die Seiten, ich lese der Künstler empfindet eine große Zuneigung für Karlsruhe, wie ich auch aus seinem Gedicht entnehmen kann:
       
„Und Karlsruhe lockte mich, den Dreißigjährigen
Und die Stadt und die Möglichkeiten knipsten das Licht an
Wärmten mich mit südlichem Charme
Und idyllischen Plätzen“
     
Sehr schön denke ich mir, ein Künstler der sich mit Karlsruhe verbunden fühlt und diesem Ort zu mehr Schönheit und Idylle verhilft.

Erster Halt: Durlacher Tor

Und da komme ich auch schon am Durlacher Tor an. Gespannt steige ich aus der U-Strab aus, als mich schon direkt das große Kunstwerk ins Auge fällt. Ein dunkles Bild findet sich auf der Nordseite und ein eher helles Bild auf der Südseite der Station. Ich versuche Formen zu entdecken, interessante Strukturen fließen ineinander über. Im hellen Bild erkenne ich einen Pfau, der im Vordergrund sein schönes Rad schlägt. Was möchte der Mensch im Hintergrund? Ist er neidisch auf sein schönes Gewandt? Möchte er diesen am liebsten einfangen? In der dazugehörigen Bildbeschreibung lese ich den Titel des Keramik-Reliefs: „Die dreizehn Winde (Die Luft)“. Der Pfau könnte damit natürlich auch als Verkörperung des Elements gedeutet werden.
      
Auf der gegenüberliegenden Tafel sehe ich zwei Salamander, welche in einem Kreis angeordnet sind. Für was das wohl steht? Mir gefällt das Material, es ist in verschiedenen Ebenen geschichtet, das gibt mir das Gefühl von lebendiger, erfrischend Kunst und das ganze mal nicht auf Papier oder Leinwand.

"Die Gussform des Schmiedes (Das Feuer)"

"Die dreizehn Winde (Die Luft)"

Auf geht’s zur nächsten Station

Gut gelaunt springe ich die nächste Bahn, vorbei geht es am Kronenplatz und dem Marktplatz. Aus dem Fenster sehe ich weitere tolle Kunst, an jeder Station, also im kompletten Stadtbahntunnel in Karlsruhe gibt es die Bilder. Wie lange das wohl gedauert hat, die 14 Kunstwerke in Handarbeit in der Größe von ca. 2x4 Metern zu erschaffen? Wie wurden diese tonnenschweren Reliefs wohl angebracht? Und wie viele helfende Hände hat es gebraucht?
   
Das Werk wird mir sicher noch viele Stunden danach im Gedächtnis bleiben. Ich nehme mir vor, später noch einmal intensiver dazu zu recherchieren.

Nächster Halt: Kongresszentrum

Grün, Natur, Wald – das sind die ersten Worte, die mir in den Kopf kommen, als ich die zwei Keramik-Reliefs beim Aussteigen erblicke. Mit diesen Farbkombinationen sehen die Bilder ganz anders aus als jene, die ich gerade eben am Kronenplatz bewundert habe. Ist es das, was sich hinter dem GENESIS-Zyklus verbirgt, dass sich die Farben und damit die Stimmungen verändern? Werden an den anderen Haltestellen andere Farben vorherrschen?
    
Auf beiden Seiten sind Personen abgebildet, die in der Luft zu schweben scheinen. Im Hintergrund sind Gebäude zu erkennen. Ist das eine Burg auf der Westseite? Mein Blick wandert auf die Titel der Bilder: „Aruru oder die Steppe“ und „Brustwehr“. Diese geben mir auch nicht mehr Aufschluss über die Bedeutung des Abgebildeten. Naja, umso besser, so kann ich die Werke auf mich wirken lassen und meiner eigenen Kreativität freien Lauf lassen.
    
Gedankenversunken steige ich wieder in die Bahn und fahre weiter.

"Aruru oder die Steppe"

"Die Brustwehr"

Letzter Halt: Europaplatz

Am Europaplatz steige ich schließlich aus. Das Universum empfängt mich, ich kann Sterne und die Erde erkennen: Viele kleine weiße Farbtupfer auf dunkelblauem Hintergrund umrahmen eine Person, die sich auf eine hellblaue Kugel stützt. Ehrfürchtig blicke ich zu dem Bild empor, schon Wahnsinn, was der Mensch alles geschaffen hat: Im Untergrund stehe ich da, in einem von Menschen erbauten Tunnel, tief unter der Erde und kann in die Tiefen der Welt schauen.

"Die Lehmhalde des Töpfers (Die Erde)"

Nahaufnahme des Keramikreliefs

Mehr Informationen

Übrigens: Wer sich für den GENESIS-Zyklus, den Werdegang sowie die technischen und kunsthistorischen Hintergründe dieses Meisterwerks interessiert, kann dies alles bei der Führung „Karlsruhe Kunst erfahren – Genesis von Markus Lüpertz im Untergrund“ hören.

Wer etwas Bleibendes von der Führung haben möchte, kann das zugehörige GENESIS-Booklet mit Fahrkarte in der Tourist-Information im Schaufenster oder im Online-Shop erwerben.

Und wenn man Mal wieder ein paar Minuten auf seine Bahn warten muss, kann man sich auch direkt an einem der 14 Werke durch den daneben befindlichen QR-Code informieren und mehr über den Inhalt erfahren.

Weitere Informationen zum Kunstwerk und zum Künstler sind hier zu finden.