
Folge #36: Karlsruhe als UNESCO Creative City of Media Arts
KulturTalk
KulturTalk mit Daniela Burkhardt
Im Kultur-Kaffeekranz Podcast informieren Julia und Jana über aktuelle Highlights der Kultur und interviewen spannende Akteur:innen der Karlsruher Kultur. Karlsruhe ist Stadt der Medienkunst und um den Titel UNESCO Creative City of Media Arts geht es im Kulturtalk der 36. Folge Kultur-Kaffeekranz. Als Gästin haben Julia und Jana dieses Mal Daniela Burkhardt, Leiterin der Geschäftsstelle Karlsruhe UNESCO Creative City of Media Arts, kurz UcCOMA.
Installation "Sleeping Trees" während "media art is here" 2024 © Alex Besta, Foto: Felix Grünschloß
Hey Daniela, stell dich erst einmal kurz vor. Was machst du? Was sind deine Aufgaben?
Ich heiße Daniela Burkhardt, leite die Geschäftsstelle UNESCO Creative City of Media Arts hier in Karlsruhe im Kulturamt und bin zuständig für die Förderung von Medienkunst und die Vernetzung in unserem Netzwerk der UNESCO Creative Cities.
Karlsruhe ist seit 2019 UNESCO Creative City of Media Arts. Was bedeutet das überhaupt?
Der Titel Karlsruhe UNESCO Creative City of Media Arts kommt von der UNESCO und wir wurden im November 2019 damit ausgezeichnet. Es ist nicht nur ein Titel, sondern ein konkreter Auftrag, nämlich die Förderung von kultureller Vielfalt und die Stärkung von Kunst und Kultur als zentrale Kräfte von Stadtentwicklung. Es gibt außerdem das Creative Citys-Netzwerk, in dem 350 Städte weltweit Teil sind, und diese Städte in sieben verschiedene kreative Cluster eingeteilt. Man kann z.B. UNESCO Creative City of Film, of Music, of Gastronomy, of Literature, of Design, aber eben auch Medienkunst sein und wir sind als einzige deutsche Stadt der Medienkunst Teil von 25 Städten weltweit in dem Feld der Media Arts.
Was macht Karlsruhe als Stadt der Medienkunst aus?
Besonders an unserer Sparte Medienkunst ist, dass Medienkunst an der Schnittstelle von Kunst, Technologie, Wissenschaft und Gesellschaft liegt. Von all diesen Bereichen haben wir in Karlsruhe eine besondere Vielfalt, das war auch einer der Gründe, weshalb wir diesen Titel bekommen haben. Wir haben hier natürlich mit dem Leuchtturm ZKM, aber auch mit Initiativen wie den Schlosslichtspielen und einer sehr großen Kultur- und Kreativwirtschaft, den vielen Hochschulen und vor allem auch der freien Szene ein sehr breites Feld an kunst- und kreativschaffenden Institutionen, die das Ganze zu einer besonderen Medienkunststadt machen und die in einem Netzwerk innerhalb der Stadt auch gut zusammenarbeiten. Diese dienen uns als Advisory Board für den internationalen Austausch, aber auch für den Austausch innerhalb der Stadt. Mit diesen Akteur:innen arbeiten wir ganz eng zusammen und versuchen, auf Herausforderungen und besondere Gegebenheiten besonders zu reagieren.
Das klingt danach, als ob in Karlsruhe sehr viel los ist. Was macht ihr da genau?
Wir versuchen vor allem, Sichtbarkeit und Teilhabe im öffentlichen Raum zu stärken. Auf der einen Seite versuchen wir die Kunst- und Kulturschaffenden zu fördern und miteinander zu vernetzten, konkret mit Ausschreibungen und Aufträgen. Auf der anderen Seite soll dieser Titel auch für Bürger:innen aus Karlsruhe einen Mehrwert haben und wir versuchen, Kunst und Kultur im öffentlichen Raum mit öffentlichen Ausstellungen zu zeigen. Ein Beispiel hierfür ist das Projekt „media art is here“, was parallel zu den Schlosslichtspielen jeden Sommer im öffentlichen Raum stattfindet. Wir organisieren aber auch andere interaktive Veranstaltungsformate. Außerdem verleihen wir zu verschiedenen Filmfestivals in Karlsruhe Filmpreise, darunter sind zum Beispiel der Pride Picture Prism Kurzfilm Award oder das Media Art Film Scholarship, welches wir im Zwei-Jahres-Takt im Rahmen der Independent Days | Internationale Filmfestspiele vergeben. So versuchen wir mit verschiedenen Initiativen und Impulsen immer wieder mit Bürger:innen oder Kulturschaffenden oder am besten mit beiden zusammenzuarbeiten.
Gibt es ein Lieblingsprojekt, das du schon mit-realisieren durftest?
Diese Lieblingsprojekte wechseln sehr häufig, weil wir viel Spielraum für schöne Projekte haben, die wir gestalten können. Mein aktuelles Lieblingsprojekt ist gerade passiert oder passiert gerade noch, und zwar mit der italienischen Medienkunststadt Modena zusammen. Modena kennt man häufig durch Pavarotti, Ferrari und Balsamico, aber dass sie auch medienkünstlerisch sehr weit vorne sind, wissen noch nicht so viele. Wir waren gerade für einen kulturellen Austausch mit 25 Menschen aus Karlsruhe dort. 25 Menschen aus Karlsruhe und 25 Menschen aus Modena haben sich bei dem Austausch vernetzt und herausgearbeitet, was Gemeinsamkeiten sind, wie zusammengearbeitet werden kann und wie an Medienkunst herangegangen wird – also wie verstehen wir Medienkunst und wie arbeiten wir damit. Neben diesem Austauschprojekt gibt es noch ein zweites Projekt mit Modena, nämlich die Ausstellung „Encounter Trees“. Dort geht es konkret um Medienkunst in Verbindung mit Architektur und Bäumen. Dazu gab es im März eine Ausstellung im Rahmen des großen Architekturfestival in Modena und jetzt findet hier in Karlsruhe im Fasanenschlösschen von 27. Juni bis 5. Juli die Gegenausstellung dazu statt. Dort kann man die besonderen Gemeinsamkeiten unserer Städte sehen und die Zusammenarbeit, welche wundervoll funktioniert. Es macht sehr viel Spaß mit den Kunst- und Kulturschaffenden aus Modena in den Austausch zu treten.
Wenn ich jetzt Medienkunst in Karlsruhe erleben möchte, welche Tipps hast du? Welche spannenden Medienkunst-Projekte gibt es gerade zu sehen?
Ganz konkret kann man natürlich jederzeit ins ZKM gehen für tolle Ausstellungen, die eine Besuch wert sind. Dort findet gerade noch die Ausstellung „Choose Your Filter“ oder „The Story That Never Ends“ statt. Auch ganz schön ist, dass man zum Beispiel im Rahmen von UcCOMA am Stephansplatz aktuell die Installation „Flora Momentum“ sehen kann. Diese ist eine interaktive Kunstinstallation, die mit Heilpflanzen der Zukunft auf Lentikular-Platten, wie bei Wackelbildern, spielt. Gleichzeitig bietet die Installation Sitzgelegenheiten, die inklusiv sind. Personen, die sich im Stadtraum bewegen, können sich dort aufhalten und gleichzeitig Kunst erleben.
Ein weiteres Medienkunst-Projekt „Third Call: Theater Run“ befindet sich im Foyer des Badischen Staatstheaters, welches von der Medienkunstgruppe VOLNA gestaltet ist. Dort kann man sich virtuell durch den alten Bau und das neue Staatstheater bewegen. Weil dort gerade der Umbau stattfindet, hat die Gruppe medienkünstlerisch eine Umsetzung geschaffen, bei der man seinen Platz im neuen Theatergebäude finden muss. Es lohnt sich also sehr, sich das beim nächsten Besuch im Badischen Staatstheater anzuschauen – vielleicht sogar bei einem Besuch des Digitaltheaters im Staatstheater.
Was ist für die Zukunft geplant?
Dieses Jahr findet wieder die Medienkunstausstellung „media art is here“ parallel zu den Schlosslichtspielen von Mitte August bis Mitte September überall in der Stadt an öffentlichen Plätzen statt. Zu erkennen sind die Medienkunstwerke im Stadtraum anhand von großen gelben Pfeilen, man kann also kaum versehentlich daran vorbeilaufen.
Weiter in die Zukunft gesprochen findet 2029 die Weltkonferenz aller Medienkunststädte der UNESCO in Karlsruhe statt. Dort werden wir die Städte zu Besuch haben und Karlsruhe auch nochmal zeigen können, und es wird viele Möglichkeiten für Vernetzung und verschiedene Projekte geben. Ganz konkret versuchen wir uns aber nicht nur international, sondern auch regional auszutauschen. Zum Beispiel mit den Städten Mannheim und Heidelberg, diese sind UNESCO Creative City of Music und UNESCO Creative City of Literature. Es ist schon etwas Besonderes, dass wir in diesem kleinen regionalen Dreieck drei UNESCO Creative Cities haben und wir versuchen noch enger zusammen zu arbeiten. Zu „media art is here“ wird unter anderem auch der Mannheimer Künstler und dm-Award-Preisträger Benjamin Jansen mit mehreren Installationen in der Stadt zu sehen sein.
Zu „media art is here“ wird es auch wieder kostenlose Fahrradführungen geben, für die man sich einfach auf der Webseite unter www.cityofmediaarts.de anmelden kann. Außerdem haben wir seit letztem Jahr eine ganz besondere neue Kooperation mit der Höpfner-Stiftung, und zwar den Medienkunstraum Studio hö ins Leben gerufen. Dort finden wechselnde Ausstellungen statt, aktuell vom 26.06. – 03.07. die Ausstellung „Substance“ der Stipendiat: innen Chiharu Koda und Sierk Schmalzriedt.
Vielen Dank...
dass du bei uns im Kulturtalk zu Besuch warst! Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg bei der Umsetzung der geplanten Projekte.