Jonas Denzel

Ein Karlsruher Medienkünstler im Porträt

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Katja · Februar 2021

Licht und Farbe ins Dunkle bringen, verlassene öffentliche Orte im Stadtraum Karlsruhe lebendig machen - das ist Jonas Denzels künstlerische Mission. Während der Schlosslichtspiele im Jahr 2018 verwandelte er mit seiner preisgekrönten Show „hands-on“ das Karlsruher Schloss in einen Licht- und Klangkörper und regte die Leute zum Mitmachen an. Interaktive Medienkunst spielt für Jonas Denzel eine wichtige Rolle. Gerade in Corona-Zeiten, wo es Kunstinteressierten nicht möglich ist, Museen oder Galerien zu besuchen, ist es Jonas Denzel ein besonderes Anliegen, die Kunst nach draußen in die Öffentlichkeit zu bringen. Um spontan alle möglichen Orte mit seinen Videoinstallationen zum Leben zu erwecken, entwickelte er das „beambike“: Ein umgebautes Fahrrad, das mit mobiler Projektionstechnik ausgestattet ist. Wie Jonas Denzel auf die Idee kam, Medienkunst zu schaffen, was ihn für neue Medienkunstwerke inspiriert oder was er für nächste Projekte geplant hat, erfahrt Ihr hier in unserem virtuellen Interview.

Unser Stargast: Jonas Denzel ist Filmemacher und bildender Künstler mit Schwerpunkten auf Projection Mapping, Videoinstallation und Dokumentarfilm.

Jonas Denzel

Du bist Filmemacher und Medienkünstler. Was bedeutet Medienkunst für Dich?

Medienkunst bedeutet für mich: kreativ sein, experimentieren und zeigen, was mit moderner Technologie möglich ist. Medienkunst soll Leute begeistern, inspirieren und überraschen. Sie ist oft partizipativ, also bezieht Betrachter:innen und Nutzer:innen mit ein. Im Bereich der Medienkunst arbeite ich in der Regel mit Videoprojektionen, also Lichtinstallationen im öffentlichen Raum, die für alle frei zugänglich sind. Dadurch haben sie das Potenzial die Stadt bzw. den öffentlichen Raum zu bereichern.

© Jonas Denzel

© Jonas Denzel

Wie kamst Du auf die Idee, Medienkunst im öffentlichen Raum zu kreieren?

Ich bin viel mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs und habe immer wieder spannende Orte entdeckt, die ich gerne künstlerisch in Szene setzen wollte. Projektionsmappings sind jedoch in der Regel mit einem stationären, größeren technischen Aufwand verbunden. Um flexibel zu sein, kam mir die Idee, Projektionstechnik sowie die komplette Stromversorgung autark auf ein Fahrrad zu bauen – so entstand das beambike.

Was ist das Besondere an Deinem selbst entwickelten „beambike“?

Mit dem beambike ist es mir möglich komplett flexibel, spontan und mobil im urbanen Raum zu projizieren. Urbane Spots wie Brücken, Pfeiler, Statuen, Bäume, Unterführungen etc. werden dadurch zu Leinwänden. Dabei werden verschiedene Orte, auch solche die zunächst eher unscheinbar oder unattraktiv wirken, mit Projektionen inszeniert. Meine Lichtinstallationen integrieren sich hierbei immer in die Umgebung und passen sich individuell an den Ort an. Die Projektionen werden dabei live auf das jeweilige Objekt vor Ort „gemapped“, d.h. silhouettengenau auf die architektonische Form angepasst. Das Reizvolle ist, dass die Visuals in der Regel live vor Ort entstehen und dadurch jede Lichtinstallation durch ihre Umgebung, Zeit, Architektur und Oberfläche einzigartig ist. Gerade jetzt auch im Lockdown, wo Museen und kulturelle Veranstaltungen nicht geöffnet sind bzw. nicht stattfinden, ist es mit dem beambike möglich, coronakonform, Kunst in den öffentlichen Raum zu bringen.

Jonas Denzel mit seinem beambike; Foto: © Bruno Kelzer

© Jonas Denzel

Mit Deiner Projektion „hands-on“ für die Karlsruher Schlosslichtspiele gelang Dir ein interaktives Medienkunstwerk. Welche Rolle spielt für Dich Medienkunst zum Mitmachen?

Die Interaktion spielt für mich persönlich eine wichtige Rolle. Das Publikum kann dadurch die Lichtkunst intensiver erleben und damit auch selbst Teil der Installation werden. Im Fall von hands-on konnten die Zuschauer:innen rhythmisch klatschend aktiv an der Komposition mitwirken. Auch das beambike bringt Kunst aktiv in den öffentlichen Raum zu den Menschen, die gezielt oder spontan interagieren.

"hands-on" von Jonas Denzel; Foto: Uli Deck

Woher nimmst Du die Inspiration für neue Medienkunstwerke?

Meine Inspiration nehme ich mir oft aus dem Alltag. Ich mag es alltägliche, normal erscheinende Situationen oder Dinge, in einen anderen Kontext zu bringen. Darüber hinaus sind Arbeiten von mir oft rhythmisch geprägt. Einen großen Anteil daran hat sicherlich meine Leidenschaft für Musik, insbesondere für das Schlagzeug spielen. Ich bin in zwei Bands hier in Karlsruhe aktiv. Musik machen inspiriert und bringt mich immer wieder auf neue Ideen. Für mich ist es auch wichtig, Ideen direkt auszutesten, zu experimentieren und darüber wieder auf neue Ansätze zu kommen. Mir macht das Machen einfach sehr viel Spaß!

© Jonas Denzel

© Jonas Denzel

Welche nächsten Projekte sind bei Dir in Planung? Auf welche Medienkunstwerke können sich die Karlsruher*innen freuen?

Über die Ausstellung Seasons of Media Arts vom ZKM und der Stadt Karlsruhe hinaus, werde ich mit dem beambike weiter aktiv sein und Lichtinstallationen quer durch die Stadt an verschiedenen Spots inszenieren. Auf Instagram unter @beam.bike dokumentiere ich meine Arbeiten und kündige auch spontan kommende beambike-Gigs an. Über Karlsruhe hinaus ist gerade eine Großprojektion in Chicago in Planung, eine Fassadenprojektion auf einen der ältesten Türme Deutschlands in Rottweil sowie im Winter eine Lichtinstallation auf der Lenzerheide in der Schweiz. Pandemiebedingt bleibt die Planung aber natürlich dynamisch. Letztendlich hoffe ich stark darauf, dass Menschen bald wieder durch Kunst und Kultur in Austausch treten können.

Vielen Dank für diesen Einblick in deine Welt der Medienkunst, lieber Jonas!

Neugierig geworden? Mehr zur Medienkunst in Karlsruhe, der UNESCO City of Media Arts, gibt es auf unserer Webseite oder unter www.cityofmediaarts.de.
Ebenso lohnt sich eine kleine Entdeckungstour durch das Stadtgebiet, denn noch immer gibt es tolle Medienkunstwerke im Rahmen des Medienkunstfestivals "Seasons of Media Arts" zu entdecken!