Was macht eigentlich...

ein*e Spieler*in beim Theater Stupid Lovers?

Zum Interview

Julia - Oktober 2023

Ebenso bunt wie die Karlsruher Kultur ist die Vielzahl an Berufen in der Szene - manch einer skurriler als der andere. In dieser Reihe stellen wir Euch daher Stück für Stück einige Gesichter vor, die dafür sorgen, dass Oper, Ausstellung, Aquarium und Co. so vor unseren Augen erscheinen, wie sie es tun.

#25: Was macht eigentlich... ein*e Spieler*in beim Theater Stupid Lovers?

Nicole Erichsen und Gunter Lösel

... sind die Spieler*innen des Theaters Stupid Lovers. Was genau ihre Arbeit ausmacht, erfahrt Ihr im folgenden Interview.

Ihr seid Nicole Erichsen und Gunter Lösel von den Stupid Lovers. Was macht ihr eigentlich so den ganzen Tag?

Pläne machen, den Dingen eine gute Struktur geben. Immer wieder den Plan loslassen. Improvisieren. Bitte sagen, danke sagen, glücklich sein.

Wie seid Ihr zu diesem Job gekommen?

Durch das legendäre Buch Improvisation & Theater des britisch-kanadischen Theaterlehrers Keith Johnstone, einem Mitbegründer des modernen Improvisationstheaters. Er ist März diesen Jahres 90jährig verstorben und hat ein großes Erbe für die Improvisierte Theaterkunst hinterlassen. Wir sind ihm sehr dankbar dafür.

Was macht Euch an diesem Job in der Kultur besonders Spaß? Was sind die Herausforderungen?

Immer wieder das Gefühl zu haben, dass etwas Einzigartiges geschieht, wenn Menschen miteinander sich auf eine improvisierte Geschichte einlassen, die bei uns immer im Dialog mit dem Publikum entsteht. Lebendigkeit spüren im Moment der Aufführung, und zwar auf, neben und vor der Bühne. Der direkte Kontakt zum Publikum ist einfach großartig.  

Aktuell die größte Herausforderung für uns ist, die Menschen dazu zu motivieren, wieder mehr vom geliebten Sofa aufzustehen und Live-Entertainment-Veranstaltungen besuchen zu wollen. Das hat in der Pandemie stark nachgelassen und muss richtig wieder gelernt werden. Um solche Durstrecken überbrücken zu können und gleichzeitig kreativ zu bleiben, ist es ganz wichtig, dass Kulturförderung in einer Stadt als Selbstverständlichkeit begriffen und diese mit entsprechenden Konsequenzen bedacht wird. Besonders für die Freien Künste, sie führen auf den Förderlandkarten regelrecht ein Schattendasein. Dabei sind sie als starke unabhängige Treiber von künstlerischen Innovationen und für das Gefühl von Freiheit und Lebendigkeit in einer Stadt von unschätzbarem Wert. Freie Kultur ist wichtig für Karlsruhe. Sie bildet idealerweise den Anspruch auf kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt ab und kann mit ihrem kreativen Potenzial nachhaltig hinein in alle Bereiche des kulturellen Lebens wirken. Ohne eine kreative und vielfältige Szene von professionell tätigen unabhängigen Kulturschaffenden kann eine Kulturlandschaft ihre volle Kraft einfach nicht entfalten.

Was war bisher Euer persönliches Highlightprojekt?

"Zeit der Masken", das wir beim ersten Durlacher Kultursommer mit STUPID LOVERS & FRIENDS aufführen konnten. Wir haben mit einer tollen Open Air Theaterperformace mit vielen Laien und Profis auf das Masketragen während der Pandemie eine künstlerische Antwort gefunden, die Schlossgarten Durlach aufgeführt wurde, Sie berührt uns immer noch und wir möchte daran gerne anknüpfen und unsere Maskentheaterfamilie erweitern.

Was wissen die meisten Menschen nicht über Euren Beruf?

Dass wir proben und proben und proben. Improvisation klingt immer so einfach. Dass aber gute Strukturen, Handwerk, gedankliche Auseinandersetzungen und vor allem konstruktive Grundhaltungen damit verknüpft sind, wissen nur wenige. Dass wir viel im Unternehmenskontext unterwegs sind und beispielsweise Trainings zu Improvisation, Kommunikation & Kooperation, Teambildung durchführen, wissen auch viele Menschen nicht. Diese Techniken sind in der heutigen sehr vulnerablen und unplanbaren Zeit extrem hilfreich. Wir lieben diese Arbeit sehr.

Was war bisher Euer skurrilstes, lustigstes oder erinnerungswürdigstes Erlebnis auf der Arbeit?

Wir haben dem Publikum beim Warm Up (das machen wir vor jeder Vorstellung kurz, um das Eis zu brechen und die Erwartungen zu bremsen) gesagt, dass wir das einzige Theater sind, bei dem man während der Vorstellung telefonieren darf. Gelächter. Die einzige Bedingung ist, dass ein Telefonat live auf der Bühne stattfinden muss. Meistens machen dann alle schnell ihre Handys aus. Nur eben dieses eine Mal kam ein Mann auf die Bühne, setzte sich – und telefonierte ewig mit seiner Mutter. Ja gut, da mussten wir dann halt improvisieren.

Vielen Dank...

... dass ihr uns Einblicke in euren Alltag als Spieler*innen der Stupid Lovers gegeben habt. Wir wünschen euch weiterhin viel Spaß bei eurer Arbeit und viel Erfolg für eure Zukunft.