Studieren an der HfG - Frei, kreativ und experimentell zugleich

Ein virtueller Talk mit drei Kommunikationsdesign-Studis

Zum Talk

Katja · April 2020

Die Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe ist ein Studienort, wo talentierte und kreative Köpfe aufeinandertreffen! Die HfG bietet ihren Studierenden die Möglichkeit, spannende Projekte sowohl alleine als auch im Team zu betreuen, frei gestalterisch zu experimentieren und gleichzeitig eigenverantwortlich und professionell zu arbeiten. Für ein Studium an der HfG kann sich jeweils zum Wintersemester beworben werden. Alle Interessierten können jedes Jahr von Anfang März bis Ende Mai ihre Bewerbungsunterlagen für eine der fünf Spezialisierungen „Ausstellungsdesign und Szenografie“, „Produktdesign“, „Kommunikationsdesign“, „Medienkunst“ oder „Kunstwissenschaft und Medienphilosophie“ auf der Homepage der HfG online einreichen.

Unsere Stargäste: Die drei Kommunikationsdesign-Studierenden Johanna Schäfer, Bruno Jacoby und Moritz Appich. 

Moritz Appich, Bruno Jacoby und Johanna Schäfer schwimmen in alphabethischer Reihenfolge; © Henrik Schmitz

Warum habt ihr euch für das Fach Kommunikationsdesign entschieden?

Johanna: Ich habe im Erststudium englische Literatur studiert und hatte dabei bereits großes Interesse an visuellen Aspekten des Schreibens und Lesens. Wie, in welcher Form materialisiert sich Text? Wie verbinden sich Text- und Bildelemente? Design ist für mich eine Art Weiterführung von Strategien des Erzählens und des Kommunizierens, die auch im Umgang mit Text stattfinden.

Bruno: Ich bin durch ein generelles Interesse an bildender Kunst und die Arbeit meiner Eltern in einem kreativen Umfeld auf den Studiengang gestoßen. Ich wollte etwas studieren was Gestaltung und konzeptionelles Denken verbindet und nicht nur in eine Richtung geht.

Was gefällt euch am meisten an eurem Studiengang?

Moritz: Tatsächlich finde ich das System und das Angebot der Lehre sehr gut. Der Gründungsgedanke der HfG war es, Professuren nur auf Zeit zu vergeben, so dass all unsere Professoren neben ihrer Lehre eine laufende Praxis als Grafiker haben und es so ständig wechselnde Positionen und Diversität in der Lehre gibt. 

Johanna: Außerdem belegen wir neben Kommunikationsdesign noch jeweils ein Theorie- und ein Praxis-Nebenfach. Neben dem Erlernen von grafischen Fähigkeiten gibt es also auch einen ständigen Diskurs zu zeit-aktuellen Themen und theoretischen Positionen.

Moritz: Anders als an vielen anderen Kunsthochschulen gibt es auch keine Klassen, sondern Seminare setzen sich aus Studierenden unterschiedlicher Semester und Fachbereichen zusammen. 

Bruno: Zum Beispiel haben wir letztes Jahr in einem fachübergreifenden Seminar die Räumlichkeiten der ehemaligen Manhattan Bar in der Amalienstraße als Projektraum umgestaltet. In diesem Zuge wurde sich zum Beispiel mit Themen wie Recht auf öffentlichen Raum, Gentrifizierung, Sichtbarkeit und mit der Konzeption und der Umsetzung von unterschiedlichen Veranstaltungsformaten beschäftigt.  

Moritz: Allgemein gibt es viel Raum und Unterstützung für selbstinitiierte Veranstaltungen wie Film-Screenings, Konferenzen, Musikveranstaltungen und anderen öffentlichen Veranstaltungen. Die HfG ist neben der fachlichen Lehre eine Art Rahmen, Ausstellungsort oder Infrastruktur. Dadurch ist die Hochschule als Umfeld viel durch die Präsenz und verschiedenen Aktivitäten der Studierendenschaft geprägt. Sie ermöglicht - und verlangt - eine sehr selbstbestimmte Form des Studierens.

Johanna: Durch ihre kleine Größe ist die Hochschule nicht nur ein Studienort, sondern wird auch zu einem informellen, manchmal sogar familiären Ort. Unsere Semester beginnen zum Beispiel mit einem gemeinsamen Frühstück des Fachbereichs, bei dem die Lehrenden ihre Seminare vorstellen. 

Die Manhattan Bar wird für einen Tag zum TV-Studio und streamt analog und digital; © Mona Mayer

Die Manhattan Bar von außen während einem Konzert von Sloe Paul; © David Heitz

Welche sind eure Lieblingskurse und warum?

Johanna: Unser Studium ist in Projekten organisiert, d.h. es gibt keine festgeschriebenen Kurse, die sich jedes Jahr wiederholen, sondern meist thematische Seminare zu denen sehr unterschiedliche Projekte entstehen. Ich hatte zum Beispiel ein sehr gutes Seminar zum Thema manischer Schaffenswahn, ambitionierte Großprojekte und kuriose Architekturen, das seinen Ausgangspunkt im Palais Ideal nahm, ein Palast den ein Briefträger außerhalb von Lyon Anfang des 20. Jahrhunderts aus gesammelten Steinen in seinem Garten errichtet. Meine eigene Arbeit zu diesem Thema war am Ende eine Videoarbeit über den Versuch einen Palast für migrierende Krähenschwärme zu konstruieren.

Bruno: Interessant sind auch Exkursionen innerhalb der Seminare. So haben wir zum Beispiel gemeinsam mit den Professor*innen und anderen Studierenden internationale Design-Konferenzen in Brno und in Pristina besucht. Hier war vor allem der Austausch mit anderen Designer*innen und gestalterischen Positionen außerhalb des eigenen Hochschulkontexts interessant. 

Moritz: Oft werden in Seminaren initiierte Projekte von Studierenden selbständig weitergeführt. So zum Beispiel die Publikationsplattform BookBoy oder die NoFoundry, welche an der HfG entstanden Schriften verkauft. Dies sind meistens keine statischen Institutionen, sondern können von den Beteiligten immer wieder neu definiert und gestaltet werden. 

Welche Projekte durftet ihr schon selbst betreuen?

Johanna: Eines unserer allerersten gemeinsamen Projekte war ein Redesign für die Karlsruher Zeitung "Druckschrift". Letztendlich haben wir über mehrere Jahre hinweg mit der Zeitung gearbeitet, so dass sich im Laufe der Zeit viel entwickeln konnte, sowohl was Redaktion und personelle Besetzung als auch unsere eigene Gestaltung betrifft. Wir konnten auch viele unserer eigenen Kontakte aus dem HfG-Kontext mit einbinden, die Illustrationen oder Fotos für einzelne Ausgaben lieferten oder Texte verfassten. 

Moritz: Das Projekt ist auch ein gutes Beispiel für eine freie Arbeit außerhalb der Hochschule, zu der wir uns aber dennoch immer wieder Feedback und Input von Professoren holen konnten.

Bruno: Eine unserer jüngsten Zusammenarbeiten war die Konzeption und Umsetzung der Gestaltung des Rundgangs 2019. Der Rundgang ist die, im Sommer stattfindende Jahresausstellung der Hochschule für Gestaltung. Hier werden Arbeiten aus allen Fachbereichen in den Lichthöfen der Hochschule präsentiert, parallel findet ein Programm mit Vorträgen, Musikveranstaltung, Kino etc. statt. Hierfür haben wir sowohl eine Plakatkampagne, Einladungskarten und Anzeigen wie auch Displays und Leaflets für die Ausstellung gestaltet. Die Leaflets haben wir parallel zum Aufbau der Arbeiten in der Hochschule selbst gedruckt, um ganz spontan auf Änderungen eingehen zu können.

Ein City-Light Plakat zur Bewerbung des Rundgangs. Auf den Plakaten wurden Arbeiten von Studierenden gezeigt; © Johanna Schäfer

Das Cover der Druckschrift-Ausgabe zur Europa- und Kommunalwahl. (Cover-Design: Felix Plachtzik)

Welche Handwerk-Techniken müsst ihr beherrschen?

Moritz: Man lernt und benutzt grundlegende digitale Gestaltungs-Tools wie Fotografie, Coding, Layout, Bildbearbeitung oder Video- und Tonschnitt. Außerdem kommen analoge Fähigkeiten, wie die Bearbeitung verschiedener Materialien wie Holz, Metall, Keramik oder Textilien hinzu. 

Bruno: Im Laufe des Studiums lernt man, fast nebenbei neue Fähigkeiten, oft im Selbststudium. Zum Beispiel neue Gestaltungsprogramme und Techniken, wie 3D-Anwendungen oder grundlegende handwerkliche Fähigkeiten.

Johanna: Im Laufe der Zeit kennt man auch seine Kommilitonen gut genug zu wissen, wen man nach Hilfe fragen kann, wenn man mit einem bestimmten Programm oder Material so gar keine eigene Erfahrung hat. Ein Kontingent an Experten gewissermaßen, auf deren Fähigkeiten man zurückgreifen kann. 

Auf welches eurer eigenen kreierten Ideen und Projekte seid ihr besonders stolz?

Moritz: Ende letzten Jahres haben wir unseren eigenen Mini-Verlag "Accidental Interest Books" gegründet. Hier verlegen wir Bücher zu extrem spezifischen Interessensfeldern, mit denen wir, oder andere, uns (zumindest für eine kurze Zeit) sehr intensiv beschäftigt haben. Auch hier arbeiten wir mit unter anderem Kommiliton*innen zusammen und erarbeiten mit ihnen zusammen Bücher. Zum Beispiel arbeiten wir gerade an einem Buch mit einer Sammlung griechischer Säulen, die Christina Scheib, eine Kommilitonin aus dem Ausstellungsdesign, während der Arbeit an ihrem Diplom angelegt hat. 

Das erste Buch von Accidental Interest Books. Die Erfindung des Doppelbuchs; © Moritz Appich

Ein Teil der Säulen-Sammlung von Christina Scheib für das zweite Buch von Accidental Interest Books.

Welche Pläne habt ihr nach dem Kommunikationsdesign-Studium? Was wollt ihr danach beruflich machen?

Johanna: Wir sehen unsere Zukunft alle eher in einer selbstständigen Position und nicht in einem festen Anstellungsverhältnis. Wir möchten bereits bestehende Kollaborationen weiterführen und unsere eigenständige künstlerisch-gestalterische Praxis weiter ausbauen. 

Moritz: Bereits begleitend zum Studium, oft aus Studienprojekten heraus, entwickeln sich auch Projekte die nach unserem Studium weiterlaufen werden.

Bruno: Zum Beispiel haben wir in Zusammenarbeit mit Massimiliano Audretsch und Jonas Grünwald eine Online Plattform für die Promotion und den Vertrieb von selbstgestalteten Schriftarten gegründet, welche im Lauf unseres Studiums für andere Projekte entstanden sind. Sie heißt Gruppo Due. Das Projekt beinhaltet die Konzeption eines Schrift-Verlags, die Gestaltung und Umsetzung einer eigenen Website, die Erarbeitung eines Vertriebsmodells sowie die technische und gestalterische Optimierung der einzelnen Schriften.

Die Schrift G2 Lebenszeichen, die für das Diplom von Maxim Weirich über den Gestalter Wolfgang Schmidt und dessen Lebenszeichen entstand.

Ein Ausschnitt von den ersten drei Schriften von Gruppo Due. G2 Lebenszeichen von Moritz Appich und Bruno Jacoby. G2 TGR und G2 CIAO von Massimiliano Audretsch.

Was hätte dir mal jemand vor Studienbeginn sagen müssen?

Moritz: Es ist wichtig eine Offenheit für neue Formate und Abläufe zu haben. Vieles erscheint am Anfang neu und ungewohnt und es kann ein bisschen dauern bis man sich zurecht findet - deshalb ist es wichtig das Angebot an Einzelgesprächen zu suchen und möglichst viel von dem Angebot an Veranstaltungen und Vorträgen wahrzunehmen. 

Johanna: Ich denke, man sollte wirklich dem nachgehen woran man Spaß hat und was einen interessiert. Das klingt erstmal banal, aber tatsächlich trägt sich das Studium und viele Projekte vor allem durch die eigene Motivation und Initiative. 

Was sollte man für ein Kommunikationsdesign-Studium oder allgemein für ein Studium an der HfG mitbringen?

Bruno: Die Lust am eigenständigen Arbeiten, Initiative und Begeisterungsfähigkeit.

Johanna: Auch Selbstdisziplin und die Bereitschaft sich neben dem fachlichen Studium in der Hochschule als soziales Umfeld einzubringen. Man hat in der Diplomstruktur nach der wir ja noch studieren viele Freiheiten, aber zugleich wird auch die Bereitschaft vorausgesetzt Verantwortung zu übernehmen - für sein eigenes Studium und darüber hinaus im Hochschulleben, Veranstaltungen, hochschulpolitische Entwicklungen, etc. 

Warum würdest du ein Studium an der HfG empfehlen?

Johanna: Man wird in vielen Dingen ein bisschen ins kalte Wasser geworfen, aber man entwickelt dadurch auch zwangsläufig Fähigkeiten in Zusammenarbeit, Organisation etc die nicht unbedingt auf dem Stundenplan stehen oder fachspezifisch sind, aber wichtig für die spätere Praxis sind.

Bruno: Die HfG bestärkt und fördert einen auch gezielt darin eine eigenständige Arbeitsweise und eine eigene gestalterische Position zu entwickeln, z.B. durch betreute Projekte außerhalb des Hochschulkontext in einer konkreten Auftragssituation. Es ist eine spannende Mischung aus angewandten grafischen Arbeiten und freien, künstlerischen Projekten.

© NoFoundry

© Sven Krahl

Vielen Dank liebe Johanna, lieber Bruno und lieber Moritz für diesen Einblick in euer Studium!

Allen, die jetzt neugierig auf ein Studium an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe sind, empfehlen wir einen Blick auf die Homepage der HfG. Bis zum 31. Mai können sich alle Interessierten für eins der fünf Spezialisierungen online bewerben