Kunst multimedial erleben

Der digitale Guide der Kunsthalle

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Julia - Januar 2024

Ihr habt keine Lust auf ein Standardprogramm, wenn ihr euch ein Museum anschaut? Dann hat die Kunsthalle Karlsruhe genau das Richtige für euch! Die Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM im Kulturquartier im Hallenbau, in der die absoluten Highlights der Sammlung ausgestellt werden, solange das eigentliche Gebäude der Kunsthalle in der Hans-Thoma-Straße saniert wird, kann jetzt auf ganz individuelle Art erkundet werden. Online findet ihr die ganz persönliche Touren zum Anhören und Nachlesen. Und das Beste: Das Angebot ist auch noch komplett kostenlos! Wir haben die Touren für euch schon einmal getestet und nehmen euch mit auf unsere persönliche Erkundungstour.

Los geht’s in die Welt der Kunst

Die Wahl für unsere bevorzugte Route fällt in der Ausstellung nicht schwer, denn wir sind vorbereitet. Die Guides können nämlich nicht nur in der Ausstellung, sondern auch bequem vom heimischen Sofa aus durchstöbert und angehört werden. So kann vor Ort nichts mehr schief gehen – und die Vorfreude wächst mit jedem Klick auf der Seite! 

Eine klassische Highlight-Tour zeigt Erstbesucher*innen die absoluten Klassiker der Sammlung, von den Alten Meistern wie dem Grünewald-Altar über das Selbstportrait Rembrandts bis hin zu den modernen Kunstwerken der Sammlung. Für Groß und Klein gibt es einen liebevoll gestalteten Familienrundgang „für kleine Entdecker“, der die Inhalte ansprechend aufbereitet. Beide Überblickstouren dauern etwa 45 Minuten, sodass die ganze Familie ein passendes Programm findet. Dabei könnt ihr euch jeweils entscheiden, ob ihr die Tour wie einen klassischen Audioguide jeweils für euch anhört oder ob ihr lieber gemeinsam die Texte online lesen wollt, um euch dann ganz nach Lust und Lauen darüber auszutauschen und alles zusammen zu erleben. Der digitale Guide ermöglicht euch beides, ganz nach Lust und Laune!

Den Namen auf der Spur

Wir sind heute allerdings wegen der Themen-Touren gekommen, die etwas kürzer angelegt sind und jeweils sechs bis acht Werke umfassen. Je nach Interesse können sich so alle selbst aussuchen, welche Route heute genommen werden soll. Wir starten mit der Tour unter dem etwas rätselhaften Titel „Who is Who“. Wer oder was sich wohl dahinter verbirgt? Gleich im Eingangsbereich wird klar: Es sind Namen als solche, die wir heute näher betrachten. Passend zum Thema begrüßen uns gleich im ersten Raum Statuen verschiedener „Big Names“ der Kunst, die fast symbolisch für die Kunst an sich stehen. Weiter geht es mit dem Rätsel um den Meister von Meßkirch, dessen Identität bis heute nicht geklärt ist und Kunstwissenschaftler:innen immer noch beschäftigt. Sein Name ist nur eine behelfsmäßige Zuschreibung. War er eine Einzelperson? Oder handelt es sich um eine Malerdynastie oder eine Malschule? Besonders spannend finden wir auch das Stillleben von Clara Peeters, die als Frau im frühen 17. Jahrhundert als Künstlerin lange in der Kunstgeschichte wenig beachtet wurde. Die Künstlerin hat mit gerade einmal 18 Jahren ihr Werk nicht nur mit „Clara“ signiert. Auch eine Spiegelung von sich selbst hat sie in einem Pokal eingebaut! Eine kreative Art der Signatur, die uns beeindruckt.

Meister von Meßkirch: Geißelung Christi im Hintergrund

Clara Peeters: Stillleben mit Blumen und Goldpokalen

Wie kommt das Bild ins Museum?

Wir wollen noch eine andere Tour testen, deshalb verlassen wir schweren Herzens das Reich der Namen und fangen nochmal von vorne an. Jetzt wollen wir noch etwas über Provenienzforschung lernen – zunächst einmal, was das eigentlich ist! Zum Glück gibt unser Guide uns schnell die Antwort: Wir werden gleich die Herkunftsgeschichte der Kunstwerke betrachten, von Auftraggeber:innen bis hin zu möglichen Verkäufen des Kunstwerks. Diese Wege nachzuvollziehen ist oft eine richtige Detektivarbeit, wenn die Abläufe in schwierigen Zeiten nicht gut dokumentiert worden sind. Eine spannende Geschichte erzählt etwa das Selbstbildnis Rembrandts. Ursprünglich von Markgräfin Karoline Luise angekauft, wurde es während des Zweiten Weltkriegs nach Heilbronn in ein Salzbergwerk gebracht, um es vor Bombenangriffen zu schützen. Dort wurde es 1945 von den sogenannten Monuments Men wiedergefunden und nach gründlicher Überprüfung zurückgebracht – einer Spezialeinheit zum Schutz von Kunstgütern, die vielen sicher noch gut aus dem Kino in Erinnerung ist: 2014 wurde die Geschichte in Hollywood aufgegriffen und mit Georg Clooney und Matt Damon in Hauptrollen auf die große Leinwand gebracht.

Unser digitaler Guide liefert uns hierzu nicht nur die erzählte Geschichte: Auch Bildmaterial kann man sich jederzeit anschauen. Zu diesem Bild bestaunen wir eine Aufnahme von 2014, in der Monuments Man Harry Ettlinger das Gemälde, das er wiedergefunden hat, nach Jahrzehnten im Museum wiedersieht. Eine berührende wie spannende Geschichte, die man beim bloßen Anschauen des Bildes nicht erahnen kann. Hier ist es besonders praktisch, dass die Touren auch von zuhause aus angehört werden können, denn so kann man auch zuhause nachträglich Informationen zu den Werken nachlesen oder in Ruhe über die digitale Sammlung nochmal ganz nah ans Werk heranzoomen oder sich in die Hintergründe zum Bild vertiefen. Erst einmal wollen wir unsere Tour aber in der Ausstellung fortsetzen. Begeistert erfahren wir mehr über die Herkunftsgeschichte der übrigen Werke der Tour und sind beeindruckt, wie schwierig die Arbeit für die Provenienzforscher:innen gewesen sein muss. Viele Werke wurden während des Nationalsozialismus unrechtmäßig den eigentlichen Eigentümer:innen entzogen oder deutlich unter ihrem Wert verkauft. Kaufvorgänge aus dieser Zeit werden durch die Provenienzforschung genau untersucht und alles wird auf Rechtmäßigkeit geprüft. Die betroffenen Sammlungen, etwa jüdischer Sammler:innen, aus dem Dritten Reich wurden nach den Forschungserkenntnissen nach Möglichkeit zurückgegeben oder für einen fairen Preis neu angekauft.

Rembrandt: Selbstbildnis

Kunst immer wieder neu entdecken

Nach diesen Einblicken hinter die Museumskulissen und in diesen Forschungsbereich begeben wir uns wieder auf den Heimweg – und hätten doch noch viele Touren mehr absolvieren können. Von der Rolle des Bildes und der Kunst als Medium und für Medien bis hin zu 500 Jahren Gegenwart warten noch weitere spannende Rundgänge auf uns. Ein besonderes Erlebnis bieten auch die brandneuen Community-Touren: Hier wurden Touren von bestimmten Personen ganz nach ihrem persönlichen Geschmack zusammengestellt und mit Informationen versehen. Der Kunst-Comedian Jakob Schwerdtfeger, den ihr ja auch schon im Podcast „Kunstsnack“ der Kunsthalle kennen lernen durftet, sorgt auf seiner Route für einen humorvollen Spaziergang durch die Ausstellung. Fashion- und Interieur-Influencerin Lisa Masé nimmt euch mit auf einen Rundgang zum Thema Female Empowerment, und während es mit Reisebloggerin Susi Maier von Blackdotswhitespots um das Thema Reisen geht. Da immer wieder neue Touren dazukommen, lohnt es sich, die KunsthalleKarlsruhe@ZKM immer wieder neu zu entdecken! Neue Perspektiven auf die Ausstellungsstücke und tolle Unterhaltung sind dabei garantiert.