Was macht eigentlich...

ein Ausstellungskoordinator?

Zum Interview

Jennifer - März 2021

Ebenso bunt wie die Karlsruher Kultur ist die Vielzahl an Berufen in der Szene - manch einer skurriler als der andere. In dieser Reihe stellen wir Euch daher Stück für Stück einige Gesichter vor, die dafür sorgen, dass Oper, Ausstellung, Aquarium und Co. so vor unseren Augen erscheinen, wie sie es tun.

#4: Was macht eigentlich... ein Ausstellungskoordinator am Badischen Landesmuseum?

Lars Petersen

... ist Ausstellungskoordinator am Badischen Landesmuseum und hat in seiner Laufbahn bereits die ein oder andere Hit-Ausstellung im Schloss auf die Beine gestellt.

© Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS - Uli Deck

Sie sind von Beruf Ausstellungskoordinator und arbeiten seit 6 Jahren am Badischen Landesmuseum. Wie sind Sie in diesem Job gelandet?

Ich bin seit fast 6 Jahren am Badischen Landesmuseum tätig und kam als Ägyptologe ins Schloss. Ich durfte die große Sonderausstellung „Ramses – Göttlicher Herrscher am Nil“ kuratieren. Nach Ende der Ausstellung bot sich mir die Möglichkeit, dass ich in der Abteilung Ausstellungskoordination weiterbeschäftigt werden konnte. In diesem Bereich arbeite ich nun seit über 3 Jahren. Den Beruf „Ausstellungskoordinator“ gibt es nicht als eigene Ausbildung/Studium, sondern es wird Interesse und Know-How für eine Vielzahl von verschiedenen Tätigkeiten erwartet. Ich begleite die Ausstellungsprojekte von der Idee über die Umsetzung bis hin zum Abbau, organisiere und koordiniere die einzelnen Schritte gemeinsam mit den Kolleg*innen im Haus – mit der Kurator*in, dem Technischen Dienst, der Restaurierung, Verwaltung und Direktion. Außerdem bin ich der Ansprechpartner für unsere Leihgeber*innen, Ausstellungsgestalter*innen und weitere externe Partner*innen wie zum Beispiel Kunstspeditionen.

Die Ausstellung "Mykene" im Aufbau

Das Löwentor der Ausstellung "Mykene"

Was macht Ihnen in diesem Job in der Kultur besonders Spaß? Was sind die Herausforderungen?

Die Vielseitigkeit dieser Tätigkeit macht viel Freude. Ich habe mit anderen Menschen zu tun, intern mit Kolleg*innen aus allen Abteilungen des Museums, mit anderen Museen, Firmen und nicht zuletzt auch mit dem Publikum, das sich die Ausstellungen anschaut und meistens begeistert ist. Das ist dann die Bestätigung, dass das Museum einen guten Job geleistet hat.

Interessant sind die vielen verschiedenen Ausstellungsthemen, mit denen ich zu tun habe, von archäologischen Themen bis hin zur Familienausstellung „Räuber Hotzenplotz“. Herausfordernd ist sicherlich, dass jede Ausstellung inhaltlich und gestalterisch komplett anders ist, aber auch die Personen, mit denen man eng zusammenarbeitet. Natürlich sind einige Abläufe Routine, die stetige Abwechslung und das Begleiten der Ausstellung von der ersten Idee bis zur Eröffnung sind enorm spannend.

Was war bisher Ihr persönliches Highlightprojekt?

Sehr interessant finde ich internationale Ausstellungsprojekte, bei denen Exponate meist begleitet von ihren Kurieren aus aller Herren Länder nach Karlsruhe anreisen. Als Ausstellungskoordinator komme ich dann sehr nahe mit den Objekten in Berührung. Wenn die Transportkisten nach einer langen Reise im Badischen Landesmuseum für die Ausstellungen geöffnet werden, ist das immer ein schönes Gefühl. Persönlich finde ich Objekte toll, die eine spannende Geschichte erzählen und die ich vorher nur von Bildern kannte. Manchmal denke ich dann, das Stück habe ich mir doch viel größer oder auch kleiner vorgestellt.

Was wissen die meisten Menschen nicht über Ihren Beruf?

Viele Menschen erwarten einen „Ausstellungskoordinator“ wahrscheinlich nicht unbedingt im Museum. Wissenschaftler*innen, Restaurator*innen oder Kulturvermittler*innen sind ihnen besser bekannt, aber dass die größeren Ausstellungsprojekte mindestens 2 bis 3 Jahre Vorlaufzeit haben, manchmal sogar noch länger, löst bei vielen meiner bisherigen Gesprächspartner*innen einen Aha-Effekt aus. „So lange? Wow“. Aber alles muss Schritt für Schritt koordiniert werden, hat gewisse Vorlaufzeiten. Über diesen langen Zeitraum gibt es für mich als Koordinator immer genügend zu tun, ob im Büro vor dem PC oder beim Aufbau/Abbau in den Ausstellungsräumlichkeiten. 

Was war bisher Ihr skurrilstes, lustigstes oder erinnerungswürdigstes Erlebnis auf der Arbeit?

Besonders aufregend sind immer die Aufbauten von Sonderausstellungen. Gerade bei großen, schweren Objekten habe ich immer ein bisschen Herzklopfen, bis es an der richtigen Stelle der Ausstellung oder in der geschlossenen Vitrine steht. Dieser Prozess kann manchmal auch ein paar Stunden dauern. Wichtig ist dabei, dass man möglichst viel Ruhe bewahrt und seinen Humor behält. Wenn man während eines anstrengenden Tages mit den Kolleg*innen und Kurier*innen noch gemeinsam lachen kann, ist es sehr erfreulich und man vergisst ein wenig den vorherigen Stress.

Manchmal sind es dann auch die kleinen persönlichen Details, die einem in Erinnerung bleiben: Als ich einen ungarischen Kurier fragte, warum er so gut Deutsch spreche, verriet er mir, dass er als Kind immer „Biene Maja“ auf ORF im Fernsehen geschaut hat. Dies erzählte er mir beiläufig, während er kostbare Leihobjekte gemeinsam mit unseren Restaurator*innen auf ihren Zustand protokollierte. Zum Abschluss der Arbeiten haben wir alle das „Biene Maja“-Lied gesungen.