Was macht eigentlich...

ein Theaterpädagoge am Jungen Staatstheater Karlsruhe ?

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Maelle - Juli 2021

Ebenso bunt wie die Karlsruher Kultur ist die Vielzahl an Berufen in der Szene - manch einer skurriler als der andere. In dieser Reihe stellen wir Euch daher Stück für Stück einige Gesichter vor, die dafür sorgen, dass Oper, Ausstellung, Aquarium und Co. so vor unseren Augen erscheinen, wie sie es tun.

#8: Was macht eigentlich... ein Theaterpädagoge am Jungen Staatstheater Karlsruhe?

Pascal Grupe

...ist Theaterpädagoge am Jungen Staatstheater Karlsruhe. Was genau seinen Beruf ausmacht, erfahrt Ihr im folgenden Interview.

(c) Felix Grünschloß

Du bist Theaterpädagoge am Jungen Staatstheater Karlsruhe, wie lange arbeitest Du schon dort und wie bist Du in diesem Job gelandet?

Bereits vor meinem Studium bin ich den beiden Dingen nachgegangen, aus denen meine aktuelle Berufsbezeichnung besteht. Sowohl Theater, welches ich selbst viel gespielt und gesehen habe, als auch Pädagogik, im Rahmen von Ferienfreizeiten und Workshops. Während meines Studiums der Kultur- und Medienbildung in Ludwigsburg konnte ich einige persönliche Schwerpunkte vertiefen und verschiedene Theaterprojekte und Workshops für und mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen initiieren.

Diese Arbeit hat mir so viel Spaß gemacht und gegeben, dass es das mit dem Studium nicht gewesen sein sollte. Nach einer kleinen Zwischenstation am Pforzheimer Stadttheater bin ich also am JUNGEN STAATSTHEATER KARLSRUHE gelandet, wo ich seit 2 Jahren arbeite. Und hier kann ich genau dem nachgehen, was ich möchte: In einem jungen, motivierten Team den aufregenden Bogen spannen zwischen Theater und den Menschen, die zu uns ins Theater kommen.

Was macht Dir in diesem Job in der Kultur besonders Spaß? Was sind die Herausforderungen?

Klingt es merkwürdig, zu sagen, dass es unter anderem die Herausforderungen sind, die so viel Spaß machen?

Erst einmal arbeite ich ja tagtäglich neben meinen Kolleg*innen aus dem Haus mit verschiedenen Menschen. Wenn es zu einem Workshop an eine Schule geht, weiß ich in den seltensten Fällen, welche 30 Schüler*innen mich dort erwarten werden. Sind Sie überhaupt im Mood, gleich mit mir theatral zu arbeiten? Wie viel haben sie zu bestimmten Themen zu sagen? Man begegnet jeden Tag unterschiedlichen Persönlichkeiten und das erachte ich als äußerst wertvoll. Wie eine Theatervorstellung selbst ist auch jeder Workshop und jede Begegnung einmalig. Wichtig für meinen Job ist es daher auch, flexibel zu sein und auf die jeweilige Situation oder Person einzugehen. Klar habe ich meine vorbereiteten Ideen und Konzepte für einen Theaterworkshop, eine Führung durchs Theater, ein Publikumsgespräch nach einer Vorstellung oder meine Spielclubs. Aber in den seltensten Fällen lassen sich diese eins zu eins umsetzen, aber das ist auch gut. So bleibt man wach für den Moment und die Menschen, mit denen man diesen erlebt und gestaltet.

Eine besondere Herausforderung, die ich für meinen Job sehe, ist zu überprüfen, an welchen Stellen Menschen der Zugang zu Theater verwehrt bleibt. Welche Barrieren bestehen, um mit Theater in Kontakt zu kommen, ins Theater zu gehen und darüber ins Gespräch zu kommen? Die eigene Arbeit zu hinterfragen und Zugangsmöglichkeiten zu erschaffen gehört zu einer Herausforderung, der ich mich jeden Tag erneut gerne stelle.

Was war bisher Dein persönliches Highlightprojekt?

Wie so häufig lässt sich DAS Highlight nicht benennen. Was ich jedoch immer als sehr besonders erachte und somit einen Platz in meiner Highlightsammlung erhält, sind Projekte, Formate und Workshops, bei denen mit den beteiligten Menschen ein reger Austausch stattgefunden hat und Neues kennengelernt oder erlernt wurde, das gilt auch für mich. Es gibt zudem nichts Schöneres, als eine Person, die zu Beginn meinte, dass er*sie kein Theater spielen kann, am Ende in einer Szene zu sehen und ihr anschließend zu applaudieren. So etwas geschieht regelmäßig in unseren Spielclubs oder Ferienworkshops. Hier treffen Menschen aufeinander, die sich vorher noch nicht kannten, und erarbeiten gemeinsam unter meiner Leitung Szenen, Texte und theatrale Darstellungsmöglichkeiten. Und wenn man da manchmal sieht, was am Ende auf der Bühne passiert und wie die Gruppe zusammengewachsen ist, ist das auf jeden Fall auch ein Highlightmoment.

Was wissen die meisten Menschen nicht über Deinen Beruf?

Oh, wo soll ich da nur anfangen? Dass es ihn gibt? Und falls man ihn schon mal gehört hat, können sich die wenigsten etwas darunter vorstellen. Aber das kann ich nachvollziehen, ich möchte ja auch nicht im Rampenlicht stehen, sondern das Licht auf unsere Zuschauer*innen und vor allem junge Menschen richten. Zu Theater gehört so viel mehr dazu, als bloß eine Vorstellung anzugucken. Du hast Fragen zum Stück oder hast eine Szene nicht verstanden? Dann gibt es hierfür häufiger Publikumsgespräche im Anschluss an eine Vorstellung. In Workshops, Führungen, Fortbildungen und Theaterclubs gibt es zudem die Möglichkeit, einen ganz anderen Eindruck von Theater zu bekommen – und es selbst zu erfahren und zu gestalten. Und da beginnt dann meine Arbeit. Meine Empfehlung: In Zukunft gerne mal nach dem theaterpädagogischen Angebot gucken oder nachfragen.

Was war bisher Dein skurrilstes, lustigstes oder erinnerungswürdigstes Erlebnis auf der Arbeit?

Das zu benennen, fällt mir nicht leicht. Ich meine, im Theater gibt es ja nichts, das es nicht gibt, oder? Und klar kommt es in den vielen Begegnungen häufig zu lustigen, manchmal aber auch schockierenden oder ernsten Momenten. Aber das gehört dazu. Ein beeindruckendes Erlebnis war auf jeden Fall der Dreh einer digitalen Führung in unserem Theaterhaus, die ich moderierte. In mehreren Folgen stellen wir hier verschiedene Bereiche im Theater vor. Und als ich dann selbst im großen Requisitenlager stand, durch den Kostümfundus streifte oder ein Interview mit den Kolleg*innen führte, war ich mir selbst mein erster Zuschauer und absolut begeistert, wie groß und faszinierend alles ist. Immer, wenn mich die Faszination Theater wieder einholt, ist das ein ganz besonderes Erlebnis.