Eine Gitarre. Zwei Männer. Eine Mission.

„Spanisch für Anfängerinnen“

¡Vamos a España!

Jenny & Katja · Juli 2021

Im Theaterzelt in der Klotze gab es diesen Sommer einen Rundumschlag von Oper bis Mundart zu sehen – darunter auch die feurig-musikalische Komödie „Spanisch für Anfängerinnen“ des Kammertheaters. Wir haben uns für Euch von José und Manolo in die Welt der Urlaubsflirts entführen lassen – selbstverständlich mit jeder Menge „Amor, Amor, Amor“.

In zehn Leccíones für den Sommer gewappnet

Nachdem uns der Karlsruher Regen förmlich in das große rote Zirkuszelt mitten in der Günther-Klotz-Anlage gespült hat, sind wir mehr als bereit für einen heißen Abend. Was uns erwartet, ist ein humorvoller Crashkurs – von der richtigen, wimpernklimpernden Aussprache des „Hola, qué tal“ bis hin zum Fachvokabular für romantische Stunden beim Candlelight-Dinner.

Denn eins ist für Protagonist José glasklar: Die deutsche Dame, die an der Hotelrezeption fragt, wo sie Tennissocken für die Sandalen ihres Ehegatten bekommen kann, hat „eine spanise Junge mit die dunkle Naturlocke“ dringend nötig. Und da jeder weiß, dass der liebe Gott Spanier ist, stürzt sich das Publikum  quasi ganz von selbst in den Sprachkurs.

„Wie man einen heißblütigen Iberer kennenlernt, vernascht und zum rechten Zeitpunkt wieder loswird“

Die Story unseres deutschen Mädchens führt uns vom einsamen, idyllischen Strandparadies „im wunderschönen Spanienland“ – José nimmt als Beispiel mal Lloret de Mar – über das erste Treffen bis hin zum tränenreichen Abschied (Spoiler: der „spanise“ Junge mit die dunkle Naturlocken leidet deutlich mehr. Denn „ein Spanier kann eine Deutsche nicht vergessen…bis eine neue Deutsche kommt…das kann vielleicht eine Woche dauern“). Unterwegs lernen wir nicht nur, dass die Cucaracha die längste Praline der Welt ist, dass in Spanien der Recht hat, „der ist am lautesten“, sondern auch, dass Inhalt und Grammatik spanischer Hits völlig egal sind, solange die Stimmung gut ist.

Was wäre Spanien ohne Flamenco?

Vom überheblichen José als dümmerer Bruder abgestempelt, gibt Manolo alles an der Gitarre („Manchmal rutschen seine Wurstfinger aus und dann klingt es mit Glück nach Musik“). Mit Loop-Station und viel Fingerspitzengefühl feuern die beiden von den Gipsy Kings bis zu Hijo de la luna und sogar dem Ketchup Song ein Knüller nach dem anderen ab – und wohlgemerkt nicht nur die Frauen im Zelt kommen richtig in Stimmung. Zitat José: „Egal, was in den nächsten Minuten passiert: Bleib auf deinem Sitz!“ Von heißblütig bis romantisch, mit Akrobatik-Einlage oder sogar mit vollem Mund gibt das Duo schon mehr ein Konzert als ein Schauspiel. Und seien wir mal ehrlich – kein deutscher Musiker würde 140 Zuschauer dazu bekommen, mitten im Juli aus voller Kehle Weihnachtslieder zu trällern.

Klischees europäischen Ausmaßes

Bei all den emotionalen Irrungen und Wirrungen und Tanzeinlagen bleibt nicht nur kein Auge trocken, weder Deutsche noch Italiener oder Portugiesen sind davor gefeit, gehörig durch den Kakao gezogen zu werden. Während die anderen romanischen Sprachen selbstverständlich nur faules Spanisch sind oder ein paar Vokale zu viel haben, verstehen sich die deutschen Kartoffeln aus dem „Land von Funktionsjacke und Fahrradhelm“ einfach nicht so ganz aufs Um-den-Finger-Wickeln wie die Toreros. Kein Wunder, denn „mit der deutschen Sprache öffnest du die Herzen der Damen wie eine Tür mit einer Axt“, witzelt José. Wer also neben all dem Tequila aus dem Trinkhelm noch halbwegs aufgepasst hat, nimmt am Ende tatsächlich ein paar Fetzen Spanisch mit nach Hause – aber vor allem einen Kopf, der vor lauter Musik und Lachen summt!