Was macht eigentlich...

eine wissenschaftliche Volontärin am Badischen Landesmuseum

zum Interview

Alina - März 2023

Ebenso bunt wie die Karlsruher Kultur ist die Vielzahl an Berufen in der Szene - manch einer skurriler als der andere. In dieser Reihe stellen wir Euch daher Stück für Stück einige Gesichter vor, die dafür sorgen, dass Oper, Ausstellung, Aquarium und Co. so vor unseren Augen erscheinen, wie sie es tun.

#18: Was macht eigentlich... eine wissenschaftliche Volontärin am Badischen Landesmuseum?

Ortrun Vödisch

… ist wissenschaftliche Volontärin am Badischen Landesmuseum Karlsruhe. Was genau ihren Beruf ausmacht, erfahrt Ihr im folgenden Interview.

©Badisches Landesmuseum, Foto Peter Gaul

Wie bist Du in diesem Job gelandet?

Ich habe in Jena und Tübingen Kulturwissenschaft studiert, in Tübingen dann mit einem Schwerpunkt auf Museen und Sammlungen. Sonst habe ich auch immer wieder Praktika in Museen gemacht oder neben dem Studium im Archiv oder als freie Mitarbeiterin in der Kulturvermittlung und Museumspädagogik gearbeitet.

Der klassische Weg in die professionelle Welt des Museums verläuft in Deutschland meist über ein Volontariat, sprich 2 Jahre mit Ausbildungscharakter, in denen man in die verschiedenen Aufgabenfelder des Museums eingeführt wird und begleitend Fortbildungen dazu hat. Für ein eben solches habe ich mich dann nach meinem Masterstudium am Badischen Landesmuseum in Karlsruhe beworben. Hier arbeite ich im Referat Volkskunde, dabei geht es vor allem um die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Sammlung zur Alltags- und Landesgeschichte vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

Was macht Dir an diesem Job in der Kultur besonders Spaß? Was sind die Herausforderungen?

Besonders schön finde ich an der Museumsarbeit, dass man sich immer wieder in neue Themen für Ausstellungen oder beim Dokumentieren von Objekten einarbeiten kann. Aktuell habe ich das zu den Vorbereitungen zur großen Sonderausstellung über die 1980er ab Juni 2023 erlebt. Was sind wichtige Themen dieser Zeit? Und natürlich für eine Ausstellung wichtig: Welche Gegenstände erzählen dazu spannende Geschichten, sind signifikant und wie komme ich an sie heran?

Dafür sind dann natürlich vielmehr Emails, Telefonate und auch vor-Ort-Besuche mit privaten und institutionellen Leihgeber*innen wichtig, als das reine Bücherwälzen.

Gerade die Zusammenarbeit mit vielen Menschen intern aus den verschiedenen Bereichen – Restaurierung, technischer Dienst, dem Fotografen etc. – oder extern z.B. mit Grafiker*innen, Gestalter*innen und Leihgeber*innen – ist schön und herausfordernd zugleich.

„Die 80er – Sie sind wieder da!“ ab dem 17. Juni 2023 im Karlsruher Schloss. Rollerskates aus den 1980ern ©Badisches Landesmuseum, Foto ARTIS – Uli Deck

Blick in die 80er-Jahre-Vitrine in der Dauerausstellung. Interrailrucksack und Commodore werden ab dem 17. Juni in der Ausstellung „Die 1980er – Sie sind wieder da!“ zu sehen sein ©Badisches Landesmuseum, Foto ARTIS – Uli Deck

Was war bisher Dein persönliches Highlightprojekt?

Die Ausstellungsprojekte sind neben den Routineaufgaben schon das Highlight meiner Museumsarbeit. Gerade die Vorbereitungen für „Die 80er“ sind daher spannend, da es sich um eine große Sonderausstellung mit umfangreichen Ressourcen handelt und ein Thema der Zeitgeschichte ist, für das viele Menschen Begeisterung und Interesse aufbringen. Natürlich, weil es auch Teil ihrer Geschichte ist, sich leicht dazu ein persönlicher Bezug herstellen lässt und wir dadurch auch viele interessante Kooperationspartner*innen finden konnten.

Ein anderes Highlight für mich war aber unsere fertige Volo-Ausstellung „Museumshelden. Von Vitrinenstars und Depothütern“, die ich mit elf wundervollen, anderen Volos vom Landesmuseum von vorn bis hinten planen und umsetzen konnte.

Kuratorisches Team. Die Volontär*innen des Badischen Landesmuseums ©Badisches Landesmuseum, Foto ARTIS – Uli Deck

Blick in die Ausstellung „Museumshelden. Von Vitrinenstars und Depothütern“ ©Badisches Landesmuseum, Foto ARTIS – Uli Deck

Was wissen die meisten Menschen nicht über Deinen Beruf?

Dass Museumsarbeit super spannend und vielfältig ist und viel mehr als Ausstellungen umfasst. Es geht von Recherche in Archiven und Entziffern alter Handschriften über Texte schreiben für digitale Anwendungen bis hin zu Tagungsorganisation oder Schatzsuchen mit Kindern durch das Museum.

Volontär*innen des Badischen Landesmuseums Im Depot ©Badisches Landesmuseum, Foto ARTIS – Uli Deck

Ortrun beim Inventarisieren von einem Prototyp für einen Fahrradhelm aus Pilzmyzel (Inv. Nr. 2022/15). Dieser ist einer von den „Museumshelden“ in der gleichnamigen Volontär*innenausstellung ©Badisches Landesmuseum, Foto Julia Gärtner

Was war bisher Dein skurrilstes, lustigstes oder erinnerungswürdigstes Erlebnis auf der Arbeit?

Schwer zu sagen…

Gut in Erinnerung ist mir z.B. ein Interview mit einer Karlsruherin geblieben, die schon vor einiger Zeit ihren Interrailrucksack aus den 1980er Jahren in die Sammlung des Landesmuseums gegeben hatte. In Vorbereitung auf die Ausstellung habe ich sie dazu nochmal genauer befragt. Als wir dann beide dann natürlich mit Handschuhen und aller Vorsicht, uns den Rucksack anschauten – einige der Kunststoffbänder beginnen sich leider zu zersetzen – kamen dann die Erinnerungen bei ihr wieder auf: An lange Zugfahrten nach Griechenland, Wildcampen am Strand oder kilometerweite Wanderungen zu abgelegenen Festivals – und immer gut 20kg dabei auf dem Rücken. Dieser Rucksack wird dann auch ab Juni zum Thema Interrailreisen in der Ausstellung zu sehen sein.

Vielen Dank...

... dass du uns Einblicke in deinen Alltag als wissenschaftliche Volontärin am Badischen Landesmuseum gegeben hast. Wir wünschen Dir weiterhin viel Spaß bei deiner Arbeit und viel Erfolg für deine Zukunft.

Mehr Infos zum Badischen Landesmuseum findet ihr hier.