Schimmernde Welten

Macks Ode an Spiegel, Licht und Optimismus

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JANA - DEZEMBER 2023

ZKM | Lichthof 8 & 9 | 16.09.2023 – verlängert bis 14.02.2024 | Mi-Fr 10-18 Uhr | Sa-So 11-18 Uhr

Mack im ZKM - Aktuell können Interessierte im 8. und 9. Lichthof des ZKM rund 130 Werke des Künstlers Heinz Mack betrachten. Die Ausstellung präsentiert Kunstwerke aus den vergangenen 68 Jahren. Es handelt sich jedoch nicht um eine klassische Retrospektive; stattdessen werden gezielt verschiedene, sorgfältig ausgewählte oder bisher nicht öffentlich gezeigte Werke und Rekonstruktionen des Künstlers präsentiert. Diese füllen die Ausstellung mit Inhalten, die sich auf die Themen Licht, Bewegung, Materialität und Raumgestaltung konzentrieren und somit zum Stil des ZKM passen.

Heinz Mack - Lichtkünstler & Lichtendecker

Der Bildhauer und Maler Heinz Mack ist 1931 in Hessen – Lollar geboren und gilt als einer der einflussreichsten deutschen Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts. Gemeinsam mit Otto Piene gründete er ab 1957 die revolutionäre Künstlergruppe ZERO und prägte die deutsche Nachkriegsmoderne der Kunst. Mit der Gruppe wurde er zu einem bedeutenden Vertreter der internationalen Kunstszene des 20. und 21. Jahrhunderts.

Mack ist vor allem für seine experimentellen Werke im Bereich der Lichtkunst und kinetischen Kunst bekannt. Sein Schaffen erstreckt sich über verschiedene Medien, darunter Malerei, Skulptur und Installationen. Der Künstler setzt Licht, Bewegung und Materialien wie Spiegel in seinen Arbeiten ein, um visuelle Erfahrungen zu schaffen, die die Sinne herausfordern und die Betrachter:innen in eine faszinierende Welt der Abstraktion führen.

Macks Beitrag zur Kunstgeschichte spiegelt sich in der Teilnahme an über 300 Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit wider, wobei sein Einfluss auf die zeitgenössische Kunst signifikant bleibt. Seit September 2023 und bis im April 2024 füllt er nun die hellen Lichthöfe des ZKM mit einer herausragenden Einzelausstellung, welche in zehn Bereiche aufgeteilt ist.

Heinz Mack vor seinem Werk „Ikonostasis für Lichtfarben“ (2007) und spiegelt sich in seinem Werk „Modell der Arbeit Ohne Titel“ (2016) ©dpa

Eingangsbereich - Mack im ZKM ©Jana Schmeckenbecher

Eine Runde durch die Ausstellung - Lichthof 8

Zunächst ist im Eingangsbereich der Ausstellung eine zeitliche Abhandlung des Werdegangs des Künstlers zu sehen, wobei dies als Intro- Bereich und zur Kontextualisierung, jedoch nicht zur Retrospektive dient. Dann betritt man den 8. Lichthof und somit den ersten Bereich Licht-Choreographie. Im vorderen Areal eröffnet sich den Besucher:innen eine große Installation, die anhand von unterschiedlichen verspiegelten Stelen geschickt mit den hohen Lichthöfen des ZKM spielt. Im hinteren Bereich befinden sich zum Beispiel auch Stelen aus unterschiedlichen Materialien, unter anderem aus Honey-Comb-Material, welches in der Luft- und Raumfahrttechnik genutzt wird. Alle 15 Minuten beginnen sich die Stelen zu drehen und der Raum scheint sich zu erweitern – im Sinne des Künstlers interagiert die Installation durch die Spiegelflächen mit ihrer Umgebung und den Besucher:innen.

Rechts tut sich ein abgedunkelter Raum auf, der Bereich Hommage à George de La Tour, der den Phosphor-Raum zeigt, in dessen Inneren sich eine Rekonstruktion von im Dunkeln leuchtenden Objekten befindet. Als Lichtforscher nutzte Heinz Mack im Original der 1960er Jahren phosphorhaltige Farbe, in der Rekonstruktion für das ZKM wurde jedoch fluoreszierende Farbe verwendet.

Hinten rechts eröffnet sich den Besucher:innen der Bereich Instrumente des Lichts, wobei Wandarbeiten mit unterschiedlicher Textur aus Aluminium und Edelstahl zu sehen sind sowie eine Art Lichttheater. Das Lichttheater mit Titel Ad Alta Potenza – 16.000 Watt besteht aus einem halben Raum, dessen Wände mit Alufolie ausgekleidet sind. Es befinden sich rotierende, verspiegelte Objekte im Vordergrund, welche durch Blitzlicht angeleuchtet und in Szene gesetzt werden. Im rechten Übergang zum Lichthof 9 können weitere Werke zum Themenbereich Instrumente des Lichts betrachtet werden, unter anderem einige architektonische Modelle des Künstlers. Mack gilt bis heute als Optimist in Bezug auf die Schönheit des Raumes und des Lichtes, weshalb er mit seinen Installationen im öffentlichen Raum für die Demokratisierung der Kunst und die Verschönerung der Städte durch glänzende Spiegelobjekte plädiert. Als Lichtentdecker beschäftigte sich der Künstler unter anderem auch mit spiegelnden Flüssigkeiten wie Quecksilber und Mineralbeschichtung auf Glas. Unterschiedliche Brechwinkel und Licht verändern die farbliche Wahrnehmung der Objekte, wobei eine futuristische Atmosphäre aufgetan wird.

Zweite Runde durch die Ausstellung - Lichthof 9

Geht man weiter in den Lichthof 9, stößt man auf eine große Sandfläche – den Themenbereich Stille der Sahara – Neue Reservate für die Kunst. Die Rekonstruktion von Heinz Macks Sahara-Projekts aus dem Jahr 1959 bildet ein Highlight der Ausstellung, dabei stellt das 1959 initiierte und bis in die 1970er Jahre erweitert Projekt einen bahnbrechenden Höhepunkt in seinem Schaffen dar. Die Sandfläche im 9. Lichthof der ZKM-Ausstellung repräsentiert die Rekonstruktion dieses monumentalen Vorhabens, in dem Mack verschiedene Installationen kombinierte, um Lichtbrechungen und visuelle Wahrnehmung zu erforschen. Das Projekt illustriert Macks Streben nach einer tiefen Verbindung zwischen Kunst und Natur, während die Rekonstruktion den Besucher:innen ermöglicht, in die Gedankenwelt des Künstlers einzutauchen. Diese Integration würdigt nicht nur einen bedeutenden Abschnitt seines Schaffens, sondern schafft auch eine Brücke zu den vielfältigen Themen, die Macks beeindruckende Karriere geprägt haben. Im Kontrast zu den braun- gelblichen Farben und der Wärme, die das Sahara-Projekt prägen, präsentiert sich der ebenso im 9. Lichthof angesiedelte Bereich Licht des Eismeeres – Expedition in die Arktis hinten links in kühlen Blau-Weiß Tönen. Fotografien, Objekte, Rekonstruktionen und Dokumentationsmaterial zeigen  auch hier die Auseinandersetzung mit Lichtbrechung und lichtbedingten Farbunterschieden. Ebenso findet sich hinten Links vor der DigiLogLounge eineLeseecke, die weitere Literatur zur Verfügung stellt, und der Bereich Ruhe der Unruhe. Hier spielt der Künstler auch mit Licht und Schatten anhand von dezenten Reliefarbeiten.

Ein weiteres Highlight der Ausstellung ist der Bereich Kreislauf des Lichts – ein abgedunkelter Raum, welcher sich zwischen Lichthof 8 und 9 befindet. Ausgestellt werden hier acht sich drehende Lichtinstallationen an der Wand, welche starten, wenn Besucher:innen den Raum betreten. Einige Licht-Dynamos können sogar mittels Buttons von den Besucher:innen eigens gestartet werden.

Vorne links im Bereich Kleines Licht-Orchester befinden sich Ausstellungsobjekte der Lichtkinetik. Hier arbeitete der Künstler mit farbigem Licht und unter anderem mit Fresnel-Linsen – in der Ausstellung können auch hier einige Objekte mittels eines Buttons von den Besucher:innen selbst gestartet werden. Vorne links ist außerdem auch das Kleine Licht-Spielhaus angesiedelt, welches beispielsweise Ausschnitte aus Heinz Macks Film Tele Mack zeigt. Tele Mack war 1969 der erste Film, welcher künstlerische Vorgänge Macks medial dokumentierte und mit Hilfe der Ausstrahlung im öffentlichen Fernsehen vermittelte.

Resümee & Fazit

Die Ausstellung Mack im ZKM entfaltet sich als eine äußerst zugängliche und mit zehn unterschiedlichen Bereichen als facettenreiche Erfahrung, die gekonnt den aktuellen Science-Fiction Trend und hochaktuelle Klima-Themen aufgreift. Die Vielfalt der Ausstellungsobjekte ermöglicht nicht nur eine passive Betrachtung, sondern aktiviert die Besucher:innen zur Interaktion mit den faszinierenden Ideen von Heinz Mack. Besonders beeindruckend ist die Integration reflektierender Objekte, die die Besucher:innen mit ihrer eigenen Reflexion zu einem integralen Bestandteil der Ausstellung machen.

Als Lichtentdecker hat sich Heinz Mack seit über sechs Jahrzehnten konsequent mit den Themen Licht, Bewegung, Materialität und Raumgestaltung auseinandergesetzt. Seine wissenschaftlichen Experimente mit Licht, die in den Ausstellungsstücken dokumentiert sind, bieten nicht nur ästhetische Reize, sondern werfen auch einen Blick auf die Wechselwirkungen zwischen Kunst und Umwelt. Die Umwelt-Thematik von Macks Oeuvre bekommt dabei einen aktuellen klimapolitischen Kontext und eröffnet Raum für Interpretation, ohne dass der Künstler diese Intention explizit in seine Werke einschreibt.

Das Vermittlungsteam des ZKM organisiert immer wieder aktive Führungen und Workshops zur Ausstellung. Diese sollen eine niederschwellige Auseinandersetzung mit möglicherweise aufkommenden kritischen Fragen bezüglich der Ausstellung ermöglichen. Damit wird nicht nur das Verständnis für die Werke von Heinz Mack vertieft, sondern auch ein lebendiger Dialog über die Relevanz von Kunst im Kontext unserer Zeit angestoßen. Auch die Leseecke im hinteren Bereich des Lichthofes 9 lädt zur Vertiefung der Thematik ein.

Insgesamt hinterlässt Mack im ZKM nicht nur einen bleibenden Eindruck als ästhetische Erfahrung, sondern regt dazu an, sich mit den kreativen und kritischen Impulsen von Heinz Mack auseinanderzusetzen. Diese Ausstellung fungiert somit nicht nur als zeitlose Hommage an einen bedeutenden Künstler, sondern auch als ein lebendiges Forum für den Dialog über die Rolle der Kunst in unserer sich ständig verändernden Welt.

Wissenswertes für den Besuch

MACK IM ZKM

Lichthof 8 & 9

16.09.2023 – 14.02.2024

Mi-Fr 10-18 Uhr | Sa-So 11-18 Uhr

Öffnungszeiten an den Feiertagen:

1. & 2. Weihnachtsfeiertag (25.12./26.12.) | Heilige Drei Könige (06.01.) : 11 - 18 Uhr.

Neujahr (01.01.) : geschlossen.

Eintrittskarten können an der Museumskasse erworben werden.

Der Eintritt ist Freitags ab 14 Uhr grundsätzlich kostenlos.